Ich bin dann mal weg
Seit einiger Zeit macht die Künstlerin Veronika Schubert das Vorarlberg Museum zur Schlagzeile: In den Fenstern des Gebäudes am Bregenzer Kornmarkt stehen verschiedene, aus Zeitungen entlehnte Schriftzüge. Da steht etwa „Ich bin wie du“ oder „Ich bin, was du willst“. Es sind Sätze, die das Museum verändern, weil zum Schauen auf die Architektur das Nachdenken über die Worte kommt. Der in der Schriftgröße mächtigste Satz steht auf der großen Glasfläche des Cafés neben dem Eingang: „Ich muss nicht wohin, ich bin schon da.“ Für einen Mann im Museum muss dieser Satz etwas absonderlich wirken: für Direktor Andreas Rudigier. Völlig überraschend wurde nämlich vor einigen Tagen bekannt, das Rudigier das Vorarlberg Museum Richtung Tirol verlassen und dort mit 1. Dezember die Leitung des Landesmuseums Ferdinandeum übernehmen wird. Für ihn gilt also eher der berühmte Satz: „Ich bin dann mal weg.“
Rudigier ist seit zwölf Jahren Chef am Kornmarkt, er wurde erst vor zwei Jahren – allerdings nach längerem Hinhalten – wieder bestellt, sein Vertrag wäre noch bis 2026 gelaufen. Diese Unsicherheit bei der letzten Vertragsverlängerung hat wohl auch eine Rolle in seiner Entscheidung gespielt, noch einmal wollte er sich dieses zermürbende Warten vermutlich nicht mehr antun. Dazu kommt: Das Ferdinandeum ist ein etwas andere Kaliber als das Vorarlberg Museum. Rudigier wird einem Museum mit den fünf Standorten Ferdinandeum, Zeughaus, Tiroler Volkskunstmuseum und Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum vorstehen. Darunter sind so publikumsträchtige Plätze wie die „Schwarzmanderkirche“, einst als Grabmal für Kaiser Maximilian I. vorgesehen, in das er nie zu liegen kam, das aber dennoch als „das großartigste aller Kaisergräber in Europa“ gilt. Nicht zuletzt: Das Hauptmuseum, das Ferdinandeum in der Innsbrucker Museumstraße, steht vor dem Umbau, eine ganz besondere Herausforderung für den neuen Direktor. Eine Rolle dürfte auch die Nähe von Rudigier zu Tirol gespielt haben, er hat in Innsbruck studiert und hat lange Zeit, auch als er schon in Vorarlberg gearbeitet hat, noch in Tirol gewohnt. Schließlich hat das Ferdinandeum, das bis zur Gründung des Landesmuseums auch für unser Land zuständig war, mit Direktoren aus Vorarlberg gute Erfahrungen gemacht. Der Bregenzer Gert Amann war bis zu seiner Pensionierung 2005 zwanzig Jahre Direktor im Ferdinandeum.
Noch ist es nicht an der Zeit, über die Zeit von Andreas Rudigier in Bregenz Bilanz zu ziehen. Eines kann allerdings gesagt werden: Es ist ihm gelungen, das Museum für breite Publikumsschichten zu öffnen, wenn das auch nicht nur durch besondere Ausstellungen, sondern vor allem durch verschiedenste Veranstaltungen geschehen ist. Was aber nicht geschehen ist, sollte in nächster Zeit doch auch noch einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.
„Noch ist es nicht an der Zeit, über die Zeit von Andreas Rudigier in Bregenz Bilanz zu ziehen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.
Kommentar