Unpop verlässt Dornbirn

Die Zukunft von „Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung“ steht in den Sternen.
Bregenz Warum hat das „Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung“ beschlossen, seine Produktionen zukünftig nicht mehr in Dornbirn aufzuführen?
Von Anfang an sind wir mit dem Kulturamt Dornbirn im Gespräch, da wir ohne Koproduzenten finanziell nicht in der Lage sind, zwei Theaterproduktionen zu stemmen. Koproduzent ist seit drei Jahren der Verein „Caravan – mobile Kulturprojekte“, der eine Produktion mit 25.000 Euro unterstützt. Die Stadt Dornbirn fördert unsere beiden Produktionen mit 22.500 Euro und verlangt dafür Exklusivität, also keine Aufführungen in anderen Städten. Das ist für uns rein rechnerisch nicht möglich, da wir ohne das Geld von Caravan keine zwei Stücke produzieren könnten. Wie der Name schon sagt – „mobile Kulturprojekte“ – heißt das, dass wir auch an anderen Orten spielen wollen. Das Kulturamt Dornbirn hat 10.000 Euro einbehalten (und uns das erst nach mehrmaligem Nachfragen mitgeteilt), weil wir ausschließlich in Dornbirn spielen sollen.
Welche Auswirkungen hatte das Fehlen einer Erhöhung der Fördergelder und eines klaren Bekenntnisses zum Ensemble auf die professionelle Theaterarbeit in Dornbirn?
Das Kulturamt Dornbirn wollte die Hinterbühne des Kulturhauses „beleben“, aber da wir pro Produktion 10.000 bis 15.000 Euro Miete zahlen, ist das für uns finanziell einfach nicht möglich. Unsere Dornbirner Subventionen fließen also über das Kulturhaus wieder nach Dornbirn zurück. Hier wäre es schön gewesen, wenn uns die Stadt Dornbirn entgegengekommen wäre, vielleicht auch durch eine Einbindung in das Dornbirner Kulturprogramm. Man hat uns geraten, etwas Billigeres zu suchen. Und das nach acht Jahren und 15 Produktionen. Das ist keine Zusammenarbeit, das ist einfach Ignoranz.
Wie hat das Kulturamt Dornbirn sich Ihnen gegenüber im persönlichen Umgang verhalten?
Hier fehlt einfach der Respekt vor unserer künstlerischen Arbeit, was sich auch in diversen Ansagen bemerkbar gemacht hat, letztendlich wurde hier auch eine Grenze überschritten. Vorarlberg ist ein kleines Land und man kennt sich. Da muss man nicht unbedingt nachtreten. Nur so viel: Kulturamtsleiter Jörg weiß, wovon wir reden.
Welche Konsequenzen hat die unsichere Zukunft für die Produktion „Die Politiker“ im August 2023?
Die Produktion wird stattfinden, auch wenn jetzt die 10.000 Euro aus Dornbirn fehlen, die wir eben durch persönliche Gageneinbußen kompensieren werden. Das nehmen wir in Kauf. Wir haben das Geld natürlich vorher einkalkuliert, wir haben nicht damit gerechnet, dass es nicht ausgezahlt wird. Wir hätten drei Aufführungen in Dornbirn gemacht, das wäre unserer Meinung nach auch unserem Koproduzenten gegenüber fair gewesen. Jetzt spielen wir nicht in Dornbirn, sondern dreimal in Bregenz und zweimal in Lustenau. Wie es danach weitergeht, steht noch in den Sternen, aber es war für uns klar, hier eine Grenze zu ziehen, Haltung und Würde zu bewahren und nicht als ewige Bittsteller aufzutreten.
Gibt es bereits alternative Pläne oder Standorte, an denen Unpop seine Produktionen in Zukunft aufführen wird?
Wenn eine andere Stadt oder Gemeinde mit uns zusammenarbeiten möchte, sind wir natürlich sehr gerne bereit, unter der Marke „Ensemble Unpop“ weiterhin Theater in Vorarlberg zu produzieren. Wir sind auch bereit, weitere oder neue Koproduktionen mit anderen Theatern einzugehen, aber im Moment kann man noch nichts Konkretes sagen, weil die Wunde noch ganz frisch ist. Im Moment konzentrieren wir uns auf unsere kommende Produktion „Die Politiker“ in Bregenz und Lustenau.
Wie wurden Ihre Anliegen und Belege bezüglich der Bedeutung einer dauerhaften professionellen Theaterarbeit in Dornbirn seitens des Kulturamtes behandelt?
Da wir schon seit Jahren auf unsere Situation aufmerksam machen, muss man davon ausgehen, dass es dem Dornbirner Kulturamt einfach egal ist oder die Umstände einfach nicht verstanden werden. Die Standard-Antwort aus dem Kulturamt lautete meistens, das sei nicht das Problem des Kulturamtes, dafür könne das Kulturamt nichts, das gehe das Kulturamt nichts an. Diesen Nicht-Diskurs wollen und können wir nicht weiterführen. Nur eine Frage darf schon gestellt werden: Wen geht denn die Kultur in Dornbirn an?
Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sehen Sie bei der Weiterführung Ihrer Arbeit?
Die große Schwierigkeit ist, eine neue Stadt oder Gemeinde und neue Räumlichkeiten zu finden, um weitere Projekte zu planen und durchzuführen, die großen Subventionsgeber Land und Bund können nichts dafür, dass sich das Kulturamt Dornbirn so unsolidarisch verhält.
Wie könnte sich die Situation verbessern, um eine nachhaltige und erfolgreiche Theaterarbeit in Dornbirn zu ermöglichen?
Unter Kulturamtsleiter Roland Jörg ist das in Dornbirn nicht mehr möglich, hier wurden Grenzen überschritten, dem wollen wir uns als selbstbewusste Künstler nicht mehr aussetzen. Es geht auch nicht nur um Geld, sondern vor allem um Respekt. Das ist das Mindeste, was man als Künstler von einem Beamten und der Stadt, die er vertritt, verlangen kann.
