Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Immer diese Radfahrer

Kultur / 26.08.2023 • 06:28 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

So hat vor Jahrzehnten ein bekannter Filmtitel geheißen. Es ging um betagte Herren, ehemalige Schulkollegen, die sich zu Jugendzeiten eine Radtour vorgenommen hatten, die niemals ausgeführt wurde. Und dann kommt einer im etwas fortgeschrittenen Alter auf die Idee, diese Reise nachzuholen – mit den üblichen Verwechslungen eines deutschen Lustspiels. Der Film ist lustig, die Straßen waren damals frei für Radfahrer – und für Fußgänger. Und da gab es ja noch einen Film, „Der letzte Fußgänger“. Auch recht lustig zu damaliger Zeit – heute fühlt man sich als Fußgänger allerdings tatsächlich als „der letzte“.
Das Problem ist, dass es nur ganz wenige ausschließlich für Fußgänger vorgesehene Wege in unserer Region gibt. Und selbst auf diesen rasen immer wieder Radfahrer vorbei, in der Sicherheit, dass Radfahren gesund und öffentlich gefördert ist, und sie deshalb im Vorrang sind. Was natürlich ein Unsinn ist, denn Vorrang hat logischerweise immer der schwächere Verkehrsteilnehmer – und das ist der Fußgänger. Am Bregenzer Bodenseeufer haben wir seit kurzem Glück, da gibt es gesonderte Wege für Radfahrer und Fußgänger – außer bei hoch gefährlichen Bahnübergängen.

„Das Problem ist, dass es nur ganz wenige ausschließlich für Fußgänger vorgesehene Wege in unserer Region gibt.“

Wir erleben derzeit eine heftig geführte Diskussion um den Ausbau des Achtalweges entlang der Bregenzerach, der von Kennelbach bis Doren nur für Fußgänger möglich ist. Die massiv vorgetragenen Forderungen der Radfahrer: Auch dieser Teil des Weges muss für Radfahrer ausgebaut werden, damit man mit dem Rad von Bregenz bis Egg an der Ach fahren kann. Ich erlaube mir Widerspruch. Einmal ganz abgesehen von den horrenden Kosten, die ein solcher Radwegausbau mit sich bringen würde, meine ich, dass es ganz einfach auch Wege geben muss, die nur für Fußgänger vorgesehen sind. Es gibt ohnehin kaum mehr einen Weg, auf dem man zu Fuß nicht von Radfahrern, die seit dem Elektrorad auch noch auf allen Bergwegen unterwegs sind, verschont ist. Man erlaube den subjektiven Eindruck des Fußgängers: In vielen Fällen sind die Radfahrer nicht nur schnell, sondern auch rücksichtslos, sie glauben, wenn sie ihre Glocke oder Hupe betätigen, könnten sie ohne weitere Vorsicht und ohne Bremsung in gleichem Tempo weiterfahren. Oft viel zu knapp am Fußgänger vorbei, dabei gilt für den Radfahrer das Gleiche wie für den Autofahrer gegenüber dem Radfahrer: Ein entsprechender Abstand muss eingehalten werden.

Also: Lasst den Ausbau des Achtalweges für die Radfahrer. Lasst wenigstens einen schönen, aber schwierigen Weg im Land den Fußgängern übrig. Es gibt ohnehin kaum andere geschützte Wege. Spart das Geld und nehmt es für den sinnvollen Ausbau von Radwegen, macht die Riedstraße autofrei für die Radfahrer. Aber: Hände weg vom Achtalweg. Sonst proben möglicherweise die Fußgänger, so wie derzeit die Radfahrer, den Aufstand.

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.