Museen jenseits der „Gutmenschenblase”

Andreas Rudigier lässt in Sachen österreichischer Museumspolitik aufhorchen.
Darum geht’s:
- Museen sollten sich außerhalb der „Gutmenschenblase” positionieren
- Museen müssen zum Abbau der Spaltung in der Gesellschaft beitragen
- Museen sollten interkulturelle Dialoge und Dialoge zwischen den Generationen fördern
Bregenz/Innsbruck Der Direktor des vorarlberg museums, Andreas Rudigier, der mit Dezember seine Tätigkeit in Innsbruck aufnimmt, drängt darauf, dass sich Museen der Gegenwart „außerhalb der Gutmenschenblase” positionieren sollen. Es reiche nämlich definitiv nicht, „sich selbst als toll darzustellen” und alle anderen außerhalb der Blase als „dumm abzuwerten”.

„Ein Museum muss einen Beitrag leisten, um die Spaltung in der Gesellschaft abzubauen.” Dazu gelte es zu erkennen, dass „ein Teil der Gesellschaft ganz anders tickt als das Museumsumfeld und deren Anhänger. Ein Museum muss sich deshalb deutlich breiter aufstellen als das oftmals der Fall war und ist.” Nur dann gelinge es, die ureigene und wesentliche Funktion von Museen zu aktivieren: „Wir haben die Pflicht, einen guten Beitrag zu einem gelingenden gesellschaftlichen Wandel zu leisten.”

Dazu möchte Rudigier unter anderem, ganz nach dem Vorbild des vorarlberg museums in Bregenz, beispielsweise „interkulturelle Dialoge” oder „Dialoge zwischen den Generationen” etablieren. Auch sollen, wenn es Sammlung und Thema hergeben, „verstärkt Brücken in die Gegenwart geschlagen werden”, hielt Rudigier fest. Insgesamt gelte es jedenfalls Formate zu finden, „die Migration und Jugend stets mitdenken.”

Dahinter stehe für ihn eine grundsätzliche Haltung: „Ein Museum ist mehr als nur ein Tempel für Bildungsbürger.” Museen müssten stattdessen „offene Orte sein”, in die auch Menschen kommen können, die „lediglich eine Ansprache suchen.” An diesem offenen Ort müsse man zudem auch jungen Menschen deutlich mehr Freiraum lassen und ihnen außerdem einiges zutrauen: „Sie sollen eigenständig etwas tun und gestalten können, ganz ohne pädagogische Anleitung.”

Daran, dass ihm das und die weiteren genannten Aspekte auch für „seine” künftigen Landesmuseen-Häuser – Ferdinandeum, Tiroler Volkskunstmuseum, Hofkirche, Zeughaus und Tirol Panorama – vorschweben, ließ Rudigier keinen Zweifel. „Aber es gilt dennoch auch die Sammlungen und geschichtlichen Besonderheiten des Landesmuseums und des Landes Tirol anzunehmen”, betonte er. „Zuerst müssen die Sammlungen ausgiebig und präzise beforscht werden, dann ausgestellt, und schließlich erst können wir in die Vermittlung und in den Dialog gehen”, so der 58-jährige Kunsthistoriker.

Direktor Andreas Rudigier freut sich auf seine neue Aufgabe in Tirol.
Daniel furxerDie Landesmuseen stellt sich Rudigier dabei als Orte der „Geschichten” vor, in der nicht nur Geschichte vermittelt wird. „Es geht auch etwa um gegenwärtige O-Töne und Stimmen aus der Region”, sagte er. In dieser Hinsicht werde „auch die menschliche Biografie zum Objekt für eine Ausstellung”, erklärte der Vorarlberger.