„Mops bleibt Mops – du kannst Kuli zu ihm sagen“

Lemmings Blues
Stefan Slupetzky, Haymon Verlag, 200 Seiten
Stefan Slupetzky legt einen brandaktuellen „Lemming“ vor.
Krimi Für Krimifans ist Leopold Wallisch, Spitzname „Lemming“, bereits ein guter alter Bekannter. Schon vor knapp 20 Jahren, erschien der erste Band unter dem Titel „Der Fall Lemming“, der 2005 mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. 2008 folgte die Verfilmung mit den angesehenen österreichischen Schauspielern Fritz Karl, Roland Düringer und Julia Koschitz. Mit „Lemmings Blues“ liegt inzwischen der fünfte Fall vor, der wie schon der vierte „Im Netz des Lemming“ nicht mehr bei Rowohlt Taschenbuch erschien, sondern im Tiroler Haymon Verlag.
Sog des Weltschmerzes
Die Handlung spielt im Juni 2022 und gleich zu Beginn lässt der Wiener Autor Stefan Slupetzky seinen Protagonisten über die Lockdowns, Masken und selbsternannte Experten wettern. So führt der 61-Jährige die Lesenden unmittelbar ins Thema und in die Jetzt-Zeit. Wie der Titel schon sagt, hat Detektiv Lemming gerade den Blues, schiebt sich Kautabak in den Mund und lässt sich vom Sog des Weltschmerzes mitreißen. Plötzlich reißt eine Frau die Tür auf und stürmt mit einem Mops unterm Arm in die Kanzlei, setzt ihn auf den Stuhl des gegenüberliegenden Schreibtisches, berichtet, dass das Tier in Lebensgefahr ist und schon ist sie wieder weg. Lemming, in seinem Delirium, weiß nicht, wie ihm geschieht, denn Herkules, genannt Kuli, erdreistet sich auch noch mit ihm zu sprechen. Wird er jetzt verrückt? War die Frau gerade die heilige Maria? Und warum redet der Moppel? Erst als genau diese Frau tot im Park gefunden wird, findet sich Lemming in der Realität wieder. Und er muss auf der Hut sein, denn sowohl sein Leben als auch das von Kuli ist ernsthaft in Gefahr. Denn sie sind ins Fadenkreuz von Leuten geraten, die überzeugt sind, dass der Mops einen Chip in sich trägt. Einen, der den Beweis liefert, dass alle manipuliert werden.
Verschwörungsideologen
Stefan Slupetzky strickt einen spannenden Krimi um Verschwörungsideologen, die sich von Lügengeschichten derart vereinnahmen lassen, dass sie am Ende nur noch den Lügen glauben und alle Fakten vehement ablehnen, ja sogar bekämpfen. Der Krimi enthält zahlreiche Wendungen, rasante Verfolgungsjagden und jede Menge treffende Seitenhiebe auf das aktuelle Zeitgeschehen. Stellenweise schießt Slupetzky in Sachen Skurrilität etwas übers Ziel hinaus. Trotzdem macht das Lesen Spaß, denn der Humor kommt nicht zu kurz. CRO