Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Sprungbrett Montafon

Kultur / 15.09.2023 • 18:33 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Es war im Jahre 2011, als Andreas Rudigier nach elf Jahren Leiter der Montafoner Museen zum Direktor des Vorarlberg Museums bestellt wurde. Sein damalige Stellvertreter, Michael Kasper, folgte ihm im Montafon nach. Nun verlässt Rudigier ab 1. Dezember das Haus in Bregenz und übernimmt das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum als Direktor. Und wieder wird sein Nachfolger, diesmal in Bregenz, Michael Kaper, der sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durchgesetzt hat und mit 1. Februar Direktor im Vorarlberg Museum werden wird. Das Montafon scheint also ein gutes Karriere-Sprungbrett in der Vorarlberger Museumslandschaft zu sein.

Eines gleich zu Beginn: Ich meine – ohne Vorschusslorbeeren zu verteilen –, dass das Land mit Michael Kasper einen guten Nachfolger für Rudigier gefunden hat. Nicht, weil Kasper die Arbeit von Rudigier linear fortsetzen wird, denn das hat er auch im Montafon nicht getan. Er hat in der südlichsten Talschaft des Landes durchaus neue, eigenständige, vielleicht sogar eigenwillige Programme umgesetzt, er hat andere Schwerpunkte gesetzt. Als Beispiel sei nur erwähnt, wie sehr die Beschäftigung mit der neueren Geschichte, die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Zeit, mit der Fluchtbewegung dieser Zeit im Montafon über die Berge in die Schweiz Thema geworden ist – in Ausstellungen, Vorträgen und auch Publikationen. Da bringt Kasper etwas mit, das auch im Vorarlberg Museum durchaus noch eines Ausbaus bedarf, obgleich auch in diesem Haus, vor allem im Veranstaltungsbereich, schon wesentliche Akzente gesetzt wurden.

Durchaus positiv zu werten ist auch, dass Kasper im Montafon für vier Museen im Tal zuständig war: das Heimatmuseum Schruns, das Alpin- und Tourismusmuseum Gaschurn, das Bergbaumuseum Silbertal und das Museum Frühmesshaus Bartholomäberg. Denn auch das Vorarlberg Museum versteht sich – und könnte sich vielleicht noch viel mehr verstehen – als eine Art „Muttermuseum“ für die vielen kleinen Museen im Land. Wenn man etwa daran denkt, wie viele Schätze im Depot des Museums vor sich hin schlummern, die man zumindest in besonderen Ausstellungen zeitweise in anderen Regionen des Landes zeigen könnte.

Eine Punkt könnte auch sein, dass sich das Vorarlberg Museum unter einem neuen Leiter wieder verstärkt der bildenden Kunst besinnt, die in den letzten Jahren – außer in Sonderausstellungen – im ständigen Betrieb geradezu sträflich vernachlässigt wurde. Denn wo soll ich denn eine Angelika Kauffmann, einen Rudolf Wacker, Edmund Kalb, Rudolf Högler, Hubert Berchtold oder Herbert Albrecht – von allen gibt es wichtige Bestände im Museum – sehen, wenn nicht hier. Andere Schwerpunkte, etwa die Architektur, ließen sich finden. Und noch vieles andere. Michael Kaper, der neue Leiter, wird also mehr als fortschreiben müssen – und wohl auch wollen.

„Da bringt Kasper etwas mit, das auch im Vorarlberg Museum durchaus noch eines Ausbaus bedarf.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.