Eine Rückkehr zu alten Wunden und neuer Ruhe

Kultur / 27.09.2023 • 17:56 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
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In “Wald” geht es um Angst, Verdrängung und Identität, aber auch um Zuneigung und Versöhnung. Wega Film

“Wald” ist lose angelehnt an den Roman der Vorarlberger Autorin Doris Knecht.

Drama Als Marian beim Haus ihrer Kindheit ankommt, gibt es zunächst kein Eindringen. Das Tor ist versperrt. Mit Rollkoffer ist sie in die Provinz aufgebrochen, um Abstand zu gewinnen. Wovon, das erschließt sich in Elisabeth Scharangs Drama „Wald“ erst. Lose angelehnt an den Roman der Vorarlberger Autorin Doris Knecht, geht es um Angst, Verdrängung und Identität, aber auch um Zuneigung und Versöhnung. Brigitte Hobmeier schlüpft in die Rolle der Hauptfigur, die als erfolgreiche Journalistin ihre nur oberflächlich idyllisch anmutende Herkunft längst hinter sich gelassen hat. Als sie eines Tages ein traumatisches Ereignis aus der Bahn wirft, kehrt sie zurück ins Haus ihrer Großeltern, wo sie selbst mit ihrer früh verstorbenen Mutter aufgewachsen ist. Kein Strom, kein Komfort, nur das Holz aus dem nahen Wald und ein paar wenige Lebensmittel reichen ihr vorerst, um alleine zu sein. Denn darum scheint es Marian zu gehen: Isolation, Stille, Leere.

Idylle schlägt um

Scharang, die auch das Drehbuch zu „Wald“ geschrieben hat, findet für die emotionale Zerrüttung ihrer Hauptfigur viele schöne wie beklemmende Einstellungen (Kamera: Jörg Widmer), die eine Dichotomie offenbaren.

Wer mit Doris Knechts Roman im Kopf in den Kinosaal geht, wird entweder enttäuscht oder irritiert sein. Dieser „Wald” hat mit dem Buch nur die grobe Ausgangslage gemein, bietet seinen (deutlich anders gezeichneten) Figuren stattdessen gänzlich andere Absprungszenarien, um die Suche zu sich selbst anzugehen. Elisabeth Scharang ist auch dank ihrer großartigen Hauptdarstellerinnen Hobmeier und Drassl ein ungemein intensiver Film über ewiggültige Fragen gelungen. Wie gehen wir mit der Vergangenheit um? Wie definieren wir unser Selbst? Und was bedeutet für uns Glück? Die Antworten darauf muss jeder für sich selbst finden. Vielleicht im Eindruck des Blätterrauschens im Wald.

Wald

Regie Elisabeth Scharang

Darsteller Brigitte Hobmeier, Gerti Drassl, Bogdan Dumitrache, Johannes Krisch, Heinz Trixner

Start 29. September