Gustav Klimt und seine Gemälde in coolen Wohnungen

Eine Neuerscheinung von Tobias G. Natter „Gustav Klimt: Interiors.“
Wien Tobias G. Natter, ehemaliger Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, gilt als Spezialist für Gustav Klimt. Jetzt hat er einen Bildband herausgegeben, der die Bilder Gustav Klimts aus einer neuen Perspektive zeigt.
In jedem Museum der Welt gehören Klimts Damenporträts und seine stimmungsvollen Landschaften zu den besonders gehüteten Schätzen. Doch der neue Bildband zeigt erstmals, wo und wie diese Bilder ursprünglich hingen. Denn Bild, Wand und Raumkunst waren eng miteinander verwoben. So zeigt das Buch die Verschränkung von Malerei und Design. Der Bildband versammelt eine Fülle historischer Schwarz-Weiß-Fotografien. Sie laden zu einem Spaziergang durch die luxuriösen Appartements ein.

Das Zusammenspiel von Raum und Bild war für den Wiener Jugendstilmaler von großer Bedeutung, viele seiner Bilder waren auf eine bestimmte Umgebung zugeschnitten. Dieser Aspekt seines Schaffens wird in dem neuen Buch auf wunderbare Weise lebendig. Klimts Hauptwerke wie die viel bewunderten Porträts von Adele Bloch-Bauer, Emilie Flöge und Sonja Knips, schockierende Allegorien wie Nuda Veritas und Hoffnung I sowie herausragende Landschaftsbilder werden so präsentiert, wie sie zu Klimts Lebzeiten erlebt wurden. Farbige Reproduktionen von Klimts Gemälden werden historischen Fotografien gegenübergestellt. Fotomontagen zeigen, wie sie in einer inszenierten Umgebung zur Geltung gebracht wurden.

Persönliche Texte des Klimt-Forschers Tobias G. Natter begleiten jedes der abgebildeten Gemälde und geben wertvolle Hinweise zu Herkunft und Kontext der Werke, zu ihren Standorten und zu Klimts frühen Sammlerinnen und Mäzenen. Immer wieder geht es dabei um die zentrale Vision der „Wiener Kunst um 1900“: Nicht nur schöne Bilder zu schaffen, sondern alle Lebensbereiche künstlerisch zu veredeln, also auch die Dinge des täglichen Lebens, unsere Möbel, unsere Kleidung, unser Essbesteck. Das liebevoll gestaltete Buch bietet einen erfrischenden Blick auf Gustav Klimt, seine Netzwerke und seine künstlerische Vision, die ihn zum Inbegriff der Wiener Moderne machte. Natter: „Es ist ein Klimt-Buch der besonderen Art. Was mich am meisten überrascht: Diese Art Buch würde für keinen anderen Künstler der Zeit funktionieren, nicht für Claude Monet, nicht für Pablo Picasso, nicht für Vincent van Gogh. In Paris hingen deren Bilder in schönen Salons im Stil Louis XVI. etc. Nur in Wien um 1900 und bei Klimt finden wir das Zusammenwirken von Avantgarde-Design und Raumkunst.“

So lädt die neue Publikation zu einem Rundgang durch Privatwohnungen ein und zeigt die wunderbaren Klimt-Gemälde in situ. Denn heute hängt keines mehr an seinem ursprünglichen Platz. Auch in dieser Hinsicht bietet das Buch etwas völlig Neues, vor allem zum Thema Klimt, Raumkunst und Avantgarde.

Für Tobias G. Natter ist es nicht die erste Klimt-Publikation. Entstanden ist sie im Auftrag der Neuen Galerie New York, das von Ronald S. Lauder, ehemaliger Botschafter in Österreich und Erbe des Estée Lauder-Konzerns gegründet wurde. Tobias G. Natter, der bis 2006 Direktor des Vorarlberger Landesmuseums war, hat wiederholt wichtige Ausstellungen für dieses vornehme Privatmuseum an der New Yorker Fifth Avenue organisiert. Für viele, vor allem österreichische New York-Besucher und Besucherinnen gehört es zu den Pflichtbesuchen. Denn nirgends kann die Kunst von Gustav Klimt, Egon Schiele und der Wiener Werkstätte außerhalb von Österreich besser studiert werden, als in diesem „Schatzhaus“ am Central Park.