Zwei Legenden treten – bald – ab

Der Salzburger Josef Maria Krasanovski übernimmt das Theater Kosmos ab 2027.
Bregenz Das Theater Kosmos hat am Montag seine Zukunftspläne präsentiert und damit einen bedeutenden Generationswechsel eingeleitet. Nach drei überaus erfolgreichen Jahrzehnten an der Spitze übergeben die Gründer Hubert Dragaschnig und Augustin Jagg die künstlerische Leitung im Jahr 2027 an den Regisseur und Autor Josef Maria Krasanovski. Diese Entscheidung fiel nach einem einjährigen Findungsprozess, der von intensiven Gesprächen, Klausuren und strategischen Überlegungen begleitet war. Die Gründer betonten, dass sie bewusst frühzeitig handeln wollten. Nach rund 150 Produktionen und über 100 Ur- und Erstaufführungen sei nun der richtige Zeitpunkt, um die Zukunft des Hauses in neue Hände zu legen.

Das Kosmos ist seit seiner Gründung im Jahr 1996 als freies Theater mit starker Eigenständigkeit positioniert und soll auch unter neuer Leitung ein produzierendes Haus bleiben. „Das Theater Kosmos ist kein Staatstheater, sondern ein freies Haus mit viel Eigenwilligkeit. Und genau deshalb passt Krasanovsky so gut hierher“, erklärte Augustin Jagg. Wichtig sei, dass die programmatische Linie mit zeitgenössischen Texten, neuen Stimmen und gesellschaftlichen Impulsen erhalten bleibe.

Josef Maria Krasanovsky (49) lebt als freischaffender Regisseur und Autor in Wien. Als Gastdozent war er unter anderem an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie an der Schauspielakademie Passau tätig. In seiner künstlerischen Arbeit verbindet er zeitgenössischen Diskurs mit einer klar erkennbaren popkulturellen Bildsprache.

Zu seinen bisherigen Stationen zählen die Bregenzer Festspiele, das Theater an der Rott, die Bühnen Graz, die Theatertage Heidelberg, das Theater Drachengasse in Wien und das Theaterfestival Chișinău in Moldau. Für seine Inszenierung von Thornton Wilders „Wir sind noch einmal davongekommen” wurde er 2017 mit dem Niederbayerischen Integrationspreis ausgezeichnet. Auch als Autor ist Krasanovsky erfolgreich tätig. 2023 erhielt er den Autorenpreis der Theaterallianz Österreich für zeitgenössische Dramatik für sein Stück „mondmilch trinken immer und jetzt / dein solarplexus ist mir egal“. Die Uraufführung bei den Bregenzer Festspielen tourte im Anschluss unter anderem ans Schauspielhaus Wien, das Schauspielhaus Salzburg und das Klagenfurter Ensemble.

Krasanovski betonte, dass er das Theater Kosmos nicht neu erfinden, sondern weiterentwickeln möchte. „Ich verwende bewusst das Wort ‚weiterentwickeln‘. Ich glaube nicht, dass alles neu werden muss. Dieses Haus soll auf seinem Fundament in die Zukunft geführt werden, aber mit neuen Akzenten.“ Ein zentrales Anliegen des designierten Leiters sind diskursive Formate: Gesprächsabende, Expertenrunden und öffentliche Diskurse sollen künftig eine größere Rolle spielen. Ebenso wichtig bleibt die Förderung junger Autorinnen und Autoren. „Sie brauchen Orte, an denen sie schreiben und arbeiten können. Das Kosmos soll ein solcher Ort bleiben“, so Krasanovski. Auch junge Regisseure möchte er einbeziehen und ihnen Freiräume für ihre künstlerische Sprache eröffnen.

Die scheidende Leitung hat sich zum Ziel gesetzt, das Theater schuldenfrei zu übergeben. Die Finanzierung erfolgt durch Zuschüsse, Eintrittseinnahmen, Eigenleistungen und Sponsoren. „Er weiß genau, mit welcher Summe er rechnen kann“, so Jagg. Wichtig sei auch, dass Stadt und Land eine klare Perspektive zugesichert hätten. Während die Förderungen des Bundes in einem Zweijahresrhythmus erfolgen, läuft die Vereinbarung mit Stadt und Land noch bis 2027. „Damit schaffen wir die Grundlage, dass ein junger Theatermacher hierherziehen kann“, betonen die Gründer.

Ihr künstlerisches Arbeiten wollen sie fortsetzen, eine Aussicht, die das Vorarlberger Theaterpublikum gewiss erfreuen wird. Dragaschnig wird weiterhin als Schauspieler präsent sein, Jagg als Regisseur. Zugleich betonen beide, wie wichtig es sei, dem Nachfolger Raum zu lassen und ihm im Übergangsprozess jene Netzwerke und Kontakte zu öffnen, die sie in drei Jahrzehnten aufgebaut haben. Dragaschnig: „Unser Interesse an diesem Theater und an unserer Arbeit wird bleiben. Aber die Energie, die Josef mitbringt, ist genau jene Kraft, die uns vor 30 Jahren dazu bewegt hat, ein Theater zu gründen. Dass wir jemanden gefunden haben, der diese Energie verkörpert, erfüllt uns mit großer Freude”.

Krasanovski zeigte sich überwältigt von dem ihm entgegengebrachten Vertrauen: „Ich freue mich auf alle kommenden Begegnungen mit dem Team, den Künstlern, den Zuschauern und allen, die dieses Theater in die Zukunft begleiten.“