Dr. Ritterbands Probleme mit ­Nationsbegriff

Leserbriefe / 08.05.2016 • 18:48 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Zum Kommentar von Dr. Ritterband, VN am 5./6. Mai, „Hofer ante portas?“:

Dr. Ritterband fragt sich, wie Hofer als Mitglied einer Burschenschaft jemals die souveräne Nation Österreich als Staatsoberhaupt repräsentieren kann, obwohl sich dessen Burschenschaft zum „deutschen Vaterland, unabhängig von bestehenden staatlichen Grenzen“ bekennt. Offensichtlich hat Dr. Ritterband Probleme mit dem Nationsbegriff und kennt nicht den inhaltlichen Unterschied zwischen dem romanischen, germanischen und faschistischen Nationsbegriff, von letzterem Dr. Ritterband auszugehen scheint, wenn er zwischen dem Bekenntnis zu einer österreichischen Staatsnation und der gleichzeitigen Zugehörigkeit zu einer grenzüberschreitenden deutschen Sprach- und Kulturnation nicht zu unterscheiden vermag. Die deutschen Kronländer der Monarchie waren nun einmal jahrhundertelang Bestandteil des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Die Habsburger haben nun einmal während Jahrhunderten den deutschen Kaiser gestellt. Noch Franz Joseph II. hat sich als deutscher Kaiser bezeichnet. Das österreichische Staatswappen weist noch heute die Farben schwarz-rot-gold auf. Diese Liste grenzüberschreitender kultureller Zusammengehörigkeit in einem vereinten Europa ließe sich beliebig fortsetzen. Solange wir – zu Recht – türkischstämmige oder andersstäm­mige Österreicher als Bereicherung unseres Staatsvolks­ ansehen, sollten wir uns nicht schämen, auch deutschstämmige Österreicher unter uns zu haben. Möglicherweise wird der Burschenschafter Hofer als österreichischer Bundes­präsident einen längst fälligen Beitrag zu einem entkrampfteren Umgang mit unserer deutsch-österreichischen Geschichte leisten können.

Dr. Jörg Frey,
Rosa-Michl-Weg 4, Feldkirch

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