Zutiefst betroffen

Als ehemaliger Mathematikprofessor am BORG Schoren fühle ich mich zutiefst betroffen von den Ergebnissen der heurigen Matura. Der Unterschied der Englisch- und der Mathematikergebnisse ist so groß, dass am System etwas nicht stimmen kann. Das Problem sehe ich darin, dass keine Aufgabe dem Aufgabenpool des BIFIE entnommen wurde. Hätte ich zur Matura Aufgaben gestellt, die völlig unvorbereitet gewesen wären, gäbe es heute viele Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer, Psychologen … nicht.
Werden nur Aufgaben des BIFIE-Pools gestellt, so hat jeder Schüler die Chance, die Matura positiv abzulegen. Der weniger Begabte, der alle Aufgaben durcharbeitet, hat sich so viel an mathematischem Wissen angeeignet, dass er mit Recht als reif erklärt werden kann. Würden bei der Fahrschulprüfung nicht vorbereitete Aufgaben gestellt, gäbe es viel weniger Verkehr. Für begabte Schüler würde ich mir ein neues Fach „Höhere Mathematik“ wünschen. Dort könnte man Gebiete unterrichten, die in der modernen Physik, Informatik und Mathematik sehr zentral sind, wie z. B. Differentialgleichungen, Numerische Methoden, Zahlentheorie, Graphentheorie usw. Die Ablegung dieses Faches sollte Voraussetzung für das Studium der Mathematik, Physik und Informatik sein.
Ich wünsche allen Maturanten viel Erfolg bei der Kompensationsprüfung.
Prof. Dr. Wolfgang Nagl, Zehentstraße 16, Höchst
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