Mutiger Pfarrer
Fast jeden Sonntagvormittag schaue ich im Fernsehen einen Gottesdienst an, abwechselnd aus einer evangelischen und einer katholischen Gemeinde. Zuletzt kam die Übertragung aus der katholischen Pfarre St. Wolfgang in Pfullingen. In seiner Predigt bewies der dortige Pfarrer gleich mehrfach Mut. Er sprach darin die Frage der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion an, schon das ist gewagt. Anhand eines konkreten Falles gab er auch eine überzeugende Antwort: Nach der zweiten Heirat hatte sich ein früherer Ministrant zum Empfang der Kommunion jeweils gezielt bei den Kommunionhelfern und nicht beim Priester angestellt. Der Pfarrer bemerkte dies und lud ihn zu einem Gespräch ein. In der Folge wagte der junge Mann wieder den direkten Zugang. Da war der Pfarrer gleich zweimal mutig, bei seinem Vorgehen in der Sache selbst und erst recht beim Bericht im Fernsehen. Schließlich erwähnte er im Gebet vor dem Vaterunser nach dem Papst und dem (katholischem) Landesbischof ausdrücklich auch dessen evangelisches Pendant. Auch solch ein praktisches Zeichen von Ökumene traut sich – in Sorge vor Maßregelung – selten ein katholischer Amtsträger zu setzen.
Wolfram Walch,
Alvierstraße, Feldkirch