Sexuelle Belästigung

Zum Kommentar von Julia Ortner, „Sexuelle Belästigung: Sieben Punkte für Klarheit“, VN vom 7. November:
Die MeToo-Bewegung zeigt wieder die übliche Außendarstellung der Frauenprobleme. Die Übergriffe wurden scheinbar jahrelang geduldet oder verschwiegen. Man bekommt das Gefühl, dass diverse Vorkommnisse nur bei Bedarf öffentlich gemacht werden. Seit Jahren werden Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung, Gleichstellung oder sexuelle Belästigungen, wie derzeit mit MeeToo, regelmäßig hochgepusht und schlafen relativ schnell ohne Veränderungen ein. Vielleicht fehlt es den Frauen auch an Loyalität gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen und der erforderlichen Konsequenz, ihre Anliegen aufzuzeigen und umzusetzen. Bei der letzten österreichischen Bundespräsidentenwahl wurde, wie auch in der US-Wahl, eine kompetente weibliche Kandidatin von den Frauen großteils ignoriert. Und unverständlicherweise wurde in den USA ein extrem sexistischer Kandidat mehrheitlich von den Frauen gewählt. Mit weiblicher Solidarität müssten Frauen bei gleicher Qualifikation und Leistung auch längst den Lohn von Männern durchsetzen können. Die permanent geforderte Quotenfrau oder mit der Opferrolle wird man nichts verändern. Natürlich muss ein Nein vom Mann akzeptiert werden und jede Art von sexuellen Übergriffen ist ohne Wenn und Aber anzuzeigen. Trotz allem sollte das amerikanische System, wo z. B. ein längerer Blick in Richtung einer Frau oder das Sitzen mit offenen Beinen eines Manns in der U-Bahn, bereits strafrechtliche Folgen wegen sexueller Belästigung bringen kann, nicht das Ziel sein.
Alfred Fuchs,
Forachstraße, Dornbirn