Rentiert sich Kunst?
Kaum zu glauben, aber wahr: die Besucher der sonntägigen Nachmittagsvorstellung im Theater Kosmos erhielten nicht nur freien Eintritt, sondern auch je zehn Euro. Dabei war die Aufführung des Stückes „Nacht ohne Sterne“ selbst sehenswert. Die auf Gestellen an den vier Wänden ablaufende Handlung erinnert strukturell an Schnitzlers „Reigen“, wo jeweils eine der zwei auftretenden Figuren im nachfolgenden Bild mit einem/r neuen Partner(in) auftritt. Hier geht es allerdings nicht um Erotik, sondern um die Tatsache, dass die zeitgenössische Gesellschaft hoffnungslos kommerzialisiert ist, z. B. in der keine Entschuldigung annehmenden Einstellung der Leiterin eines Kindertagesheims gegenüber einer zu spät kommenden Mutter und der darauffolgenden Szene der Mutter mit ihrem arbeitslosen Ehegatten. Fragt sich nur, wie viele der im Theatersaal sitzenden Zuschauer primär mit der Erwartung der zehn Euro oder aus Theaterleidenschaft zur Vorstellung kamen.
Wie dem auch sei, ist die Frage auf den ausgehändigten Zetteln, ob sich Kunst „rentieren“ müsse, uneingeschränkt mit Ja zu beantworten, wenn auch nicht nur auf das Geld bezogen, sondern auf die in „Nacht ohne Sterne“ zum kritischen Nachdenken anregende Spiegelung unserer Gesellschaft. So sei den beiden Intendanten des
Stückes ein Dankeschön ausgesprochen sowohl für das kostspielige Theatererlebnis als auch ihr künstlerisches Engagement: Bleibt noch lange im Kosmos, eine Institution, die Bregenz braucht.
Prof. em. Helmut Pfanner, Lochau
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