Treibjagd in Fontanella

Der dahinschmelzende Schnee des Spätwinters fördert mit schöner Regelmäßigkeit die brutalen Auswüchse der Wildverfolgung in unserem „subra“ Ländle ans Licht. Nach ähnlichen Vorfällen in Sibratsgfäll und im Kleinwalsertal heuer also der „Biosphärenpark“ Großwalsertal. Trotz aller Verluste durch die „Segnungen“ der Zivilisation, wächst unser Wald jährlich im Ausmaß mehrer Fußballfelder, aber unseren Wildtieren werden die letzten Rückzugsgebiete streitig gemacht. Verantwortlich dafür sind neben den Begehrlichkeiten der Freizeitindustrie keine Grenzen respektierende Freerider und Downhiller, vor allem eine abgehobene wildfeindliche Forststrategie. Mit wohlklingenden Begriffen wie Naturverjüngung und Schutzwaldsanierung, die einen dringenden Handlungsbedarf suggerieren, werden der Bevölkerung gröbste Eingriffe schön verpackt verkauft. In Wahrheit werden bei derartigen „forstwirtschaftlichen Projekten“, aber oft schwere Schäden in ökologisch wertvollsten Alterswäldern angerichtet und Wildlebensräume aus rein kommerziellen Gründen mutwillig zerstört. Die in den TBC-Bekämpfungsrichtlinien geforderte Errichtung von mehr, aber kleineren Winterfütterungen, welche auf eine bessere Wildverteilung abzielt, wird von Forstseite systematisch boykottiert. Futter-standorte werden vielerorts einfach aufgelöst und die absehbaren Schäden im Wald in perfider Weise in Kauf genommen, um weitere Wildreduktionen und Förderprojekte einzufordern. Forstlobby und Waldverein haben die Behördenvertreter offensichtlich bestens im Griff. Diese leisten der Verrohung im Umgang mit unseren Mitgeschöpfen keinen Widerstand mehr und verordnen todbringende Schonzeitaufhebungen und Wildfreihaltungen ohne ethische Bedenken.
Dr. Georg Rüscher, Bregenz