Rattengedicht

Leserbriefe / 03.05.2019 • 16:58 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Im Kommentar Politsymbole in den VN vom 1./2. Mai betont Frau Prof. Dr. Hämmerle, dass Bundespräsident Van der Bellen zum „Rattengedicht“ deutliche Worte gefunden habe. Bei einer FH-Professorin müsste man ein sinnerfassendes Lesen voraussetzen können, wozu auch gehört, einzelne Worte nicht isoliert und aus dem Zusammenhang gerissen zu interpretieren, sondern Texte in ihrer Gesamtheit und unter Berücksichtigung der örtlichen und historischen Gegebenheiten auszulegen. Der Autor des Rattengedichtes nimmt schon seit Jahren in einem monatlich in Braunau erscheinenden FPÖ-Mitteilungsblatt unter dem Pseudonym „Die Stadtratte“ zu unterschiedlichsten Themen in Gedichtform Stellung, wobei er sich selbst regelmäßig als Rattenvater bezeichnet, der im Untergrund Verdecktes und Verborgenes aufspürt und thematisiert. Der Kommentar selbst ist mit dem Bild einer freundlich lächelnden Ratte mit Hut, Bart und Spazierstock versehen.

Im beanstandeten Gedicht wiederum werden Ausländer nicht generell als Ratten abqualifiziert, sondern in satirisch-humorvoller Weise zugezogene Ratten vom Rattenvater gebeten, sich auch nach Art heimischer Rattenfamilien zu benehmen, was nach der Bluttat von Dornbirn kein überzogenes Ansinnen sein sollte. Unter Berücksichtigung dieser Fakten ist die geradezu hysterische Reaktion antifaschistischer Sprachpolizisten auf dieses Rattengedicht – gegen den Autor, ein ÖBB-Bahnhofsvorstand, ist zwischenzeitlich sogar deswegen ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden – nur mit wachsender Nervosität vor den bevorstehenden EU-Wahlen zu erklären.

Dr. Jörg Frey, Feldkirch