Neuwahl-Dilemma
Und mit einem Mal zerplatzt die Harmonie-Seifenblase! Diesmal war es anscheinend kein „Einzelfall“ mehr. Aber was passiert jetzt? Geschickt versteht Kurz es, die Affäre für sich zu nutzen. Es ist zwar ein Tanz auf dem Seil, aber wenn er gelingt, wird sie Kurz und die Seinen nicht Stimmen kosten (wie es der Verantwortung entspräche), sondern sogar Stimmen bringen. Und genau darum geht es, wenn man einigermaßen aufmerksam hinhört. Der Kanzler spricht plötzlich davon, er habe vieles runterschlucken müssen (hat ihn jemand dazu gezwungen? Ich hätte mir stattdessen klare Stellungnahmen gewünscht). Und Kanzleramtsminister Gernot Blümel in „Im Zentrum“ (ca. Minute 41): „Wenn jemand inhaltlich zufrieden war . . . nicht garniert mit Liederbüchern. . . dann ist Sebastian Kurz bei der nächsten Wahl der richtige Ansprechpartner.“ Zurück bleiben Wähler, die nicht mehr wissen, was eine – sicher unumgängliche – Neuwahl bringen soll. Wen kann man denn wählen? Bei welcher Partei stehen denn die Inhalte und die Sorge um die Menschen und nicht das Streben nach Macht und Posten im Vordergrund?
German Bader, Hohenweiler