Einzelfälle –

Leserbriefe / 11.09.2019 • 19:23 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Keine Panik

Das allgemeine mediale Geschwurbel der Rechtsextremen um die Beschönigung ihrer Einzelfälle scheint die Bürgerinnen und Bürger wie beabsichtigt zu beruhigen. Das knatternde Verschweigen von Fakten zu ihrer wahren Absicht wird übertönt durch säuselnde Immerwiederholungen ihres Selbstlobes, ihres mitleidheischenden Leides ob der ungerechten Beschuldigungen, ihrer Unschuld und anderer hübschen Leerformeln um ein schönes Leben. Alles wird gut. (Übrigens, mit dieser Taktik wird man auch Kanzler!) Also, warum Panik? Denn vor Panik haben die Rechten Angst. Wie schon an der Rampe in Auschwitz, bei der Selektion, wo für die in Viehwagons Angekommenen nach links für das Arbeitslager (Arbeitsfähige zwischen 16 und 50 Jahren; Vernichtung durch Arbeit), nach rechts (Kinder, Frauen, Greise; Vernichtung in der Gaskammer) bedeutete. Erzählt wurde den Menschen zur Verhinderung einer möglichen Massenpanik, links bedeute Arbeit im Lager, rechts hieß zuerst Duschen, dann Erholungslager für Kinder, Familien, alte Menschen. Auch wurden im Lager kranke bzw. arbeitsunfähige Menschen durch eine Phenolinjektion direkt ins Herz getötet. Zur Beruhigung wurde ihnen erzählt, dass sie zu einer Impfung geführt würden (etwa 30.000). Diese und viele andere Verbrechen: Einzelfälle, keine Panik. (Literatur dazu u. a.: Peter Weiss, Die Ermittlung, Suhrkamp 1965.)

Dr. Ewald Berkmann, Bregenz

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