Kurz als Staatsmann

Leserbriefe / 25.09.2019 • 18:19 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Der Ex-Kanzler Kurz hat seiner Konkurrenz einige „Talente“ voraus: Er ist jung und sieht gut aus, ist redegewandt auch ohne Inhalt und populistisch bis zum Abwinken. Dieses Profil und ein paar Millionen Spendengelder genügten ihm, um die ÖVP 2017 im Handstreich zu übernehmen, die NR-Wahl zu gewinnen und anschließend den Bundeskanzler zu geben. Auf die Liste angesehener Staatsmänner hat er es dennoch nicht geschafft. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Die FPÖ als Koalitionspartner mit ihrem Gossenjargon (©Klaus Maria Brandauer) und ein Mangel an Anstand und Augenmaß in der Sozial- und Migrationspolitik. Ob Kurz den Aufstieg zum Staatsmann diesmal schafft, werden die Koalitionsverhandlungen nach der Wahl am 29. September zeigen. Ein zweiter Versuch mit der FPÖ als Koalitionspartner wird ein Hochrisikospiel, denn eine „Mitte-Rechts-Politik“, wie von Kurz angekündigt, ist mit ihr nicht zu machen. Das Problem ist: Kurz denkt über weite Strecken wie Kickl und hat ihn deshalb auch 17 Monate lang als Innenminister fast ungestört fuhrwerken lassen. Wenn es Kurz nicht schafft, seine äußerlichen und formalen Vorzüge mit Inhalten zu unterfüttern, hat er den Zenit seiner Politkarriere schon hinter sich. Denn eine weitere Chance, auf die Liste der Staatsmänner zu gelangen, wird ihm die europäische Politik nicht einräumen.

Dr. Hans Widerin, Bludenz