Herbe Enttäuschung
Mit Spannung haben wir auf das päpstliche Schreiben zur Amazonas-Synode gewartet. Groß waren unsere Erwartungen. Und die waren berechtigt, denn die Bischöfe hatten mit einer 2/3-Mehrheit bei der Abstimmung in der Kirche Amazoniens eine kleine Lockerung des Pflichtzölibats empfohlen. Die Bischöfe waren also einmal entsprechend den dauernden Aufforderungen des Papstes mutig in ihrer Entscheidung. Es war zu erwarten, dass der Papst ihren Mut selbst mutig unterstütze. Doch das tat er nicht. Warum nicht? Weil er eine lautstarke und scharfe Reaktion der Konservativen fürchtete? Oder weil er in dieser Frage auch selber konservativ denkt? Wir wissen es nicht. Jedenfalls hat er uns, die wir versuchen, die Hand am Puls unserer Zeit zu haben, arg enttäuscht. Nach unserer Ansicht hätte der Papst so viel Sensibilität haben sollen, um wenigstens ein kleines Zeichen in diese Richtung zu geben. Das Fehlen eines solchen Zeichens entmutigt auch viele kirchlich engagierte Frauen, weil es aufzeigt, dass die offizielle Kirche nicht merkt, wie sehr sie der Entwicklung der Gesellschaft nachhinkt. Das wird sich rächen, indem die Kirche weiter an Bedeutung verliert. Und das wird voraussichtlich schnell gehen. Mir und vielen andern Frauen und Männern, denen die Kirche immer noch sehr viel bedeutet, tut das im Herzen weh.
Pfr. Helmut Rohner, Dornbirn