Die Zeichen

Leserbriefe / 06.08.2020 • 17:20 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

an der Wand

Was ist das? Welche Zeichen? Welche Wand? Derzeit kann man öfter den Spruch hören oder lesen, man habe die Zeichen an der Wand nicht verstanden, zuletzt gehört mit Bezug auf Mattersburg, anwendbar aber auf diverse (Korruptions- oder Betrugs-)Skandale in Österreich. Geht man der Sache nach, gelangt man ins ferne Babylon. Dort starb der letzte Kronprinz des Neuen Reiches, Belsazar, 539 v. Chr. In der entscheidenden Schlacht gegen die Perser, womit ein neues Zeitalter anbrach. Der übermütige Belsazar war nach der Überlieferung gewarnt worden durch eine geheimnisvolle Flammenschrift an der Wand, die nicht einmal die Magier zu deuten wussten. „Und sieh“! Und sieh! An weißer Wand, da kam’s hervor wie Menschenhand“, dichtete Heinrich Heine in seiner Ballade „Belsazar“. Das war das „Menetekel“! Erst später wusste man, was es bedeutet: „Gezählt, gewogen (und zu leicht befunden), geteilt!“ Das bezog sich auf das Reich. Es war das Ende einer großen Epoche, einer Herrschaft, die auch die Judäer von 587 an in die „Babylonische Gefangenschaft“ geführt hatte. Wie kann man die Zeichen an der Wand verstehen lernen? Auch 2500 Jahre später würde man sich dieses Verständnis wünschen.

Mag. Dr. Hildegard Pfanner, Bregenz

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