Tass Saada
Vor einigen Jahren lernte ich in Jericho Tass Saada, einen liebenswerten Großvatertyp, kennen. Tass Saada gründete „Seeds of hope for Ismael“, eine karitative NGO, die sich beispielsweise in Jericho und Jerusalem mit Kinderbetreuungsstätten bemüht, palästinensische, christliche und jüdische Kinder zu gegenseitigem Respekt voreinander zu erziehen. Tass Saada war in seiner Jugend Muslim und voller Hass auf Israel. Er war ein geistlicher Ziehsohn von Arafat und bekämpfte Israel mit allen Mitteln. Dann kam er nach Amerika. Dort lernte er einen überzeugten Christen kennen. Durch diesen Mann wurde er Christ und konnte seinen Judenhass ablegen. Heute sagt er: Viele Jahre meines Lebens dachte ich, mit genügend Gewalt können ich und meine Kameraden die Israelis vertreiben. Aber es funktionierte nicht. Wenn mich jemand fragt, wie viele feindliche Soldaten ich getötet habe, antworte ich, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich jedes einzelne dieser Menschenleben zutiefst bedaure. Ich habe bei zahllosen israelischen Familien überwältigenden Kummer ausgelöst. Das ist mir ein schrecklicher Gedanke: Seit ich vor vielen Jahren mein Leben der Gewalt hinter mir ließ, kommt es für mich nicht mehr in Frage gewaltsam auf irgendeinen gegen mich oder irgendjemanden sonst gerichteten Akt zu reagieren. Ich kann nicht zu meiner alten Lebensweise zurück.
Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau