Passive Euthanasie und Gewissensfreiheit
Mir ist aufgefallen, dass die katholische Kirche weltweit bis heute Probleme hat, wenn Menschen ihrem Gewissen folgen und Entscheidungen treffen, die das Leben nicht als das höchste Gut sehen. Bis Ende der 70er-Jahre wurde in Österreich Menschen, die Selbstmord begangen haben, keine würdige Beerdigung gestattet. In einigen Ländern dieser Welt sind suizidale Menschen wie Hunde begraben worden. Man sah, die Gewissensentscheidung dieser Menschen als eine Entscheidung gegen Gottes Willen an. Wiederum mit der Diskussion über passive Euthanasie wird die Gewissenentscheidung und Gewissensfreit dieser Menschen infrage gestellt und kritisiert. Wieder werden Angst und Bedrohung als Mittel angewandt. Unsere Aufgaben als Christen wäre es, Menschen zu helfen eine gesunde und balancierte Gewissensbildung zu ermöglichen und zu entwickeln, sodass wenn sie später eine Gewissensentscheidung treffen z. B. über Glaubensfragen, Ende ihres Lebens usw. diese respektiert und akzeptieret werden können. Dazu Möglichkeiten aufzuzeigen, die ein Sterben in Würde ermöglichen. Niemand stirbt gerne, und Niemand leidet gerne. Wichtig wäre es, Menschen in dieser Situation dort abzuholen, wo sie sind, Solidarität zu zeigen und ihre Gewissensentscheidung mit Respekt und Achtung anzunehmen.
Mag. Dr. John Okoro, Bischof em. der Altkatholischen Kirche Österreichs, Schwarzach