Optimismus gegen Depression
Zum Bericht „Maria Ebene spürt die Folgen der Pandemie“, VN vom 22. 12.:
Ich bin es wieder, der 67-jährige Risikomensch, ich korrigiere mich: die 67-jährige Optimistin, die unverbesserliche Optimistin. Doch ganz schön langsam zehrt die tägliche Lektüre, die tägliche Beschallung mit Corona, Corona, Corona an meinen Vorräten. Wenn selbst mich am Morgen ein unbehagliches Gefühl (das hat nichts mit Hunger zu tun) begrüßt, dann ist es an der Zeit, nochmals einen Versuch in Richtung Hoffnung zu starten. Ich vermisse die Erwähnung all dieser schönen Dinge, welche uns das Leben noch zu bieten hat. Corona, das ist wie Treibsand – negativ, negativ, negativ – und empfangen wirst du von einer Depression. Es wäre doch schön, wenn am Anfang jeder sachlichen Berichterstattung, welche durchaus ihre Berechtigung hat, ein positiver Satz stehen könnte. Das liest man dann als Erstes und kann sich dies auch verinnerlichen. Ebenso sollten unsere geschätzten Politiker mit freundlichen Worten ihren Aufruf an die Bevölkerung starten. Das schmälert die reale Tragik nicht, sondern es macht Hoffnung, Hoffnung auf eine Zukunft, auf bessere Zeiten. Es gibt auch Schlagzeilen ohne Schläge, nämlich Schlagzeilen mit Herz. Sonst startet in Bälde weltweit der Versuch, ein Serum gegen Depressionen zu erforschen, Einnahme gleich nach der Corona-Impfung, evtl. im Doppelpack? Manche sagen: unrealistisch. Ich sage: menschlich.
Maria Luise Thöny,
Hohenems