Nicht länger
schweigen
Zum Leserbrief „Keine Aufnahme aus Lesbos“, VN vom 30. 12. 202:
In der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Dasein flohen und fliehen viele verzweifelte Menschen vor Krieg, Terror, Folter, Hungersnöten und Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Auf ihrer Odyssee zahlen sie Schleusern viel Geld, um in einem überfüllten Schlauchboot die griechische Küste zu erreichen. Ihr Ziel ist es, über den Balkan nach Mittel- oder Nordeuropa zu gelangen. Die EU-Außengrenzen sollen jedoch vor ungebetenen Flüchtlingen geschützt werden. Deshalb führen die Schiffe der Küstenwache „Push-Back-Operationen“ durch. Dabei wird mit Eisenstangen auf die Flüchtlinge eingeschlagen oder versucht, das Flüchtlingsboot durch Umkreisen mit hoher Geschwindigkeit zum Kentern zu bringen. Wer diesen ungleichen Kampf überlebt, landet in Moria. Dort „leben“ etwa 18.000 ohnmächtige, verzweifelte, von der Welt vergessene Gefangene. Für 100 Personen gibt es eine Toilette, für 150 Personen steht eine Dusche zur Verfügung. Geschlafen wird auf bloßer Erde, zusammen mit Ratten, Schlangen etc. Es gibt kein warmes Wasser und weder Heizung noch Licht. Das Essen ist unzureichend und ungenießbar. Die Kinder spielen im Schlamm und im Abfall. Alle diese Gräuel werden durch unser Schweigen und unsere Ignoranz ermöglicht. Ist ein solches Verhalten moralisch vertretbar?
Edith Ritter, Dornbirn