Kurz Blamage

Leserbriefe / 22.03.2021 • 17:49 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Die Negativschlagzeilen letzter Wochen bedeuten geringere Zustimmung für den erfolgsgewohnten türkisen Kanzler. Wohl gegen sein sinkendes Macherimage überraschte der Regierungschef per eilig einberufener Pressekonferenz mit Vorwürfen gegen die EU. Er habe Hinweise, dass Staaten wie Malta oder Niederlande nach Bevölkerungsschlüssel mehr von Corona-Impfstoffen bekommen als etwa in Bulgarien oder Kroatien landet. Sebastian Kurz wettert mit einem „sogenannten Basar“ einen gravierenden Verdacht gegen höchste EU-Repräsentanten, inkl. Mitgliedsstaaten sowie Pharmaunternehmen. Die EU-Kommission klärte auf, es gebe keinen „Basar“. Vielmehr gibt es ein EU-Steering Committee, in dem alle Mitgliedsländer vertreten sind. Differenzen ergeben sich, weil Staaten bei den Vakzinebestellungen auf unterschiedliche Hersteller gesetzt hätten. Folglich sind Länder, die z.B. verstärkt auf den billigeren Impfstoff AstraZeneca gewettet haben, mehr von Lieferproblemen betroffen. In Zeiten mit diskret inszeniertem Message Control darf man annehmen, dass von Bundeskanzler lancierte Themen abgecheckt und gewünschte Auswirkungen smart vermarktet werden. Zu Diensten steht dem herrschenden AHS-Absolventen sein über 20-köpfiges Kanzlerkabinett, zzgl. seinen rund 100 Mitarbeiter(innen) umfassenden Abteilungen Think Austria, Öffentlichkeitsarbeit, Medienbetreuung, Kommunikation, usw. Möglicherweise hat diese Hundertschaft im Kanzleramt mit zum peinlichen Fauxpas beigetragen. Schlecht beraten – mit Populismus und Missgunst statt positivem Leadership dürfte sich der eloquente Kanzler Kurz aber selbstverschuldet blamiert haben.

Hans Kegele, Bürs

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