Bregenz-Visionäre

Welch schöne Geschichte, die VN-Leser am 3. 7. 2021 serviert bekommen haben. Zugegeben – auf den ersten Blick klingt die vom nunmehrigen Bregenzer Bürgermeister als Wahlversprechen in die Welt hinaus posaunte Vision einer Landeshauptstadt, die um 6000 Menschen wachsen und dem See näher rücken soll, ja durchaus verlockend. Doch auch die schönsten Visionen taugen nur dann etwas, wenn ihre Umsetzung in einem angemessenen Kosten/Nutzenverhältnis steht. Und in dieser Hinsicht ist eine ausreichende politische Rechtfertigung für die Umsetzung von „Bregenz-Mitte“ nicht erkennbar. Die Unterflurverlegung der Durchzugstraße mit all ihren erforderlichen Begleitmaßnahmen würde immense Kosten verursachen, die vom Steuerzahler zu berappen wären. Das dadurch gewonnene Mehr an Bauflächen bliebe dennoch bescheiden. Und solange nicht auch die Bahn unter die Erde kommt, bliebe Bregenz weiterhin vom See abgeschnitten. Was besonders irritiert: Die Wohnungen, die hier entstünden, wären dermaßen teuer, dass Bregenzer Durchschnittsbürger sich diese ohnehin nicht leisten könnten, wohlhabende Deutsche hingegen nach wie vor schon. Es bleibt die letzte Etappe des „Masterplans“, eine Untertunnelung der Bahnführung für zumindest 1,5 Milliarden. Der dadurch erzielte Land- und Infrastrukturgewinn steht zu derart enormen Kosten in keinem Verhältnis. Versucht es sich hier eine bestimmte Lobby (lokale Baubranche samt Baudienstleistern) im Verein mit gewissen Politikern auf Kosten des Steuerzahlers zu richten?
Dr. Harald Bösch, Bregenz