CO2-Budget

Leserbriefe / 15.11.2023 • 18:45 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Beim Naturschutzbund Vorarlberg wird aktuell ein Interview von Wirtschaftsprofessor Richard Tol diskutiert. Tol meint zunächst, der menschengemachte Klimawandel erfordere eine CO2-Reduktion auf Null. Dann folgen zwei Hammerschläge. Der erste: Den Verhandlern des Pariser Klima-Abkommens sei bereits 2015 klar gewesen, dass sich die Erderwärmung unmöglich auf 2 Grad Celsius beschränken lässt. Dann aber sogar ein 1,5-Grad-Ziel zu beschließen, sei unehrlich gewesen. Der zweite: Wir hätten genügend Zeit für eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Wer im Internet den Suchbegriff „Verbleibendes CO2-Budget“ eingibt, der findet mehrere Count-down-Uhren. Diese zeigen, dass die Menschheit noch etwa bis zum Jahr 2029 so viel CO2 produzieren darf wie aktuell. Dann ist das CO2-Budget aufgebraucht und das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichbar. Wieso kann der Professor dann sagen, wir hätten genügend Zeit? Möglicherweise sieht er die Realität ausschließlich durch seine Wirtschaftsbrille: Die Welt wird nicht untergehen, wenn die Menschheit die Klimaziele verfehlt; im Gegenteil: Die Zerstörung eines Hauses durch eine Umweltkatastrophe führt zu einem Neubau; das hilft dem Bruttoinlandsprodukt. Ein Spaziergang durch einen kühlen Wald hat keinen Marktwert und das Aussterben Tausender (nicht dem menschlichen Konsum nützlicher) Tier- oder Pflanzenarten ist wirtschaftlich irrelevant. Und welche Brille tragen Sie?

Manfred Melchhammer, Naturschutzbund Vorarlberg, Feldkirch