WIFO-Chef Aiginger für eine höhere Grundsteuer
Aiginger optimistisch für Österreichs Wirtschaftsentwicklung.
Wien. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Karl Aiginger, hat sich am Sonntag in der „ORF-Pressestunde“ für eine höhere Grundsteuer sowie einen stärkeren sozialen Wohnbau ausgesprochen. Von Mietpreisobergrenzen hält er nichts. Der Faktor Arbeit müsse hingegen steuerlich entlastet werden. Eine große Inflationsgefahr sieht der Ökonom derzeit nicht. Für Österreichs Wirtschaftsentwicklung 2013 ist er optimistisch, das BIP werde um 1 Prozent wachsen. Angesprochen auf die nachlassende Nachfrage in der Industrie meinte er, dass die Investitionen heuer um rund zehn Prozent steigen dürften. Die von der Industrie erwarteten bis zu 20.000 Kurzarbeiter bereiten Aiginger keine Sorgen. Das sei ein Wert, „der mich absolut nicht erschreckt“. Kurzarbeit sei ein guter Weg, Humankapital zu erhalten.
Eine „ganz große Baustelle“ ist aus seiner Sicht der Bildungsbereich. „25 Prozent der Jugendlichen können am Ende ihrer Ausbildung nicht sinnerfassend lesen – ein größeres Armutszeugnis gibt es nicht.“ Auch dem Mangel an Facharbeitern auf der einen und dem Überangebot an unqualifizierten Arbeitskräften müsse man dringend beikommen. Die Lehrlingsausbildung sei derzeit zu spezialisiert und zu wenig mit Schulbildung verknüpft.
Zu den massiv gestiegenen Wohnkosten meinte der WIFO-Chef, dass mehr und kleinere Wohnungen gebaut werden sollten. Derzeit lebten sehr viele Österreicher in zu großen Wohnungen oder Häusern. Das rühre auch von der sehr geringen Grundsteuer. Aiginger räumte aber ein, dass es realpolitisch nicht sehr wahrscheinlich ist, dass an dieser Steuerschraube gedreht wird. Eine Änderung der Grundsteuer, die durch die Nicht-Anpassung des Einheitswerts gesenkt worden sei, könnte 1 Mrd. Euro in die Staatskasse spülen. Er kann sich auch vorstellen, dass der Fiskus bei Vererbungen von Grundstücken mitschneidet.
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