„Europa schießt sich selbst ins Aus“

Für Vermögensverwalter und Börsenexperte Felix Zulauf ist der Euro die größte Dummheit seit dem Vertrag von Versailles.
Hohenems. (VN-reh, toh) Die Situation in Europa ist katastrophal, China mit Katerstimmung – Felix W. Zulauf sparte beim Private Banking Forum der Hypo Landesbank in Hohenems nicht an klaren Worten.
Das erste Halbjahr werde wirtschaftlich zwar freundlich, das zweite aber eine Enttäuschung. „Weil sich die Konjunktur nicht so entwickelt wie erwartet.“ Amerika versuche, fiskalpolitisch zu bremsen, das bringe ein Wachstum von 1–2 Prozent. Europa schieße sich indes selbst ins Aus. „Der Euro ist die größte Dummheit seit dem Vertrag von Versailles“, ist Zulauf überzeugt. Die Notenbanken drucken mehr Geld, der festverzinsliche Bereich sei nichts mehr wert. Die Lage werde für Europa schwierig. Durch die Wahlen in Italien werde es dort eine labile Regierung geben, und die Reformpolitik der EU kann nicht durchgezogen werden. Auch für Angela Merkel werden die Wahlen eine Gratwanderung werden. „Zudem wird die EZB im Sommer mit dem Klebstoff Geld die Märkte fluten und dadurch den Euro schwächen“, so Zulauf. Schlussendlich lasse die Demografie kein Wachstum zu.
Ein hohes Konfliktpotenzial sieht er darin, dass Nationen versuchen, Wachstum dadurch zu lukrieren, dass sie die eigene Währung schwächen. „Diese Vorgehensweise könnte in einem großen Handelskonflikt eskalieren“, ist Zulauf überzeugt. Die Notenbanken würden das Volk letztendlich betrügen. „Wir leben in der Illusion, dass wir Geld haben. Dabei wird alles immer weniger wert“, betont Zulauf. Der Durchschnittsbürger verliert dauernd an Kaufkraft. Auch die Arbeitsplatz- und Rentensicherheit sei nicht mehr gegeben. Deshalb würden Anleger nicht mehr die gleichen Risiken eingehen wie früher.
Asien besser aufgestellt
Asien sei immerhin besser aufgestellt als Europa. Allerdings herrsche in China Katerstimmung, dort müsse man schauen, dass der soziale Konflikt nicht eskaliere. Die Schweiz habe ihre Hausaufgaben besser gelöst. Allerdings seien – wenn der Franken in der Höhe bleibe – Strukturschäden zu erwarten. Der Yen werde die schwächste Währung. Das heiße, Japan werde der beste Markt für Aktien. Auch Fremdwährungskredite in Yen seien sehr attraktiv.
Ab 2014 gebe es eine gute Opportunität, um Aktien zu kaufen. Im Vermögensbestand rät der Experte jedoch, ob der Schwankungen auf den Märkten nicht zu erschrecken und zu verkaufen, sondern Aktien gestaffelt zuzukaufen. Auch Gold sollte in jedem Depot enthalten sein, physisch oder in Form von Zertifikaten. Nach der Korrektur werde es noch im ersten Quartal eine Trendwende geben hin zu 1699 Euro.
Schwellenländer weiter top
Die Top-Performer sieht Zulauf in diesem Jahr in den zyklischen Branchen sowie den Emerging Markets (den Schwellenländern). „Teddybär-Aktien wie die Nestlés und Coca-Colas dieser Welt“ werden underperformen. Anlagen mit Nachhaltigkeitssiegel sieht Zulauf als bloße Etikette und „gefährlichen Mode-Gag“. Schließlich seien die meisten Projekte nicht selbsttragend.
Über die Zukunft des Private Bankings macht er sich indes keine Sorgen. Es werde immer Wohlhabende geben. „Vor der Krise gab es Überkapazitäten, die wurden abgebaut.“ Die Vermögensverwaltung sei ein edles Gewerbe, das nie verschwinden werde.
Die Nestlés und Coca-Colas dieser Welt sind Teddybär-Aktien. Die kauft man, wenn es schlecht läuft.
Felix W. Zulauf
Zur Person
Felix W. Zulauf (* 1950)
Der Schweizer ist einer der weltweit renommiertesten Vermögensverwalter und Börsenexperten. Er war Leiter des Portfoliomanagements der UBS, bevor er seine eigene Vermögensverwaltung gründete – die Zulauf Asset Management AG. Der Hedgefonds ist einer der größten in Europa.
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