„Man darf sich niemals der Gier hingeben“

SCHWARZENBERG. Hans Metzler hat immer schon über den Tellerrand hinausgeschaut. Er hat aus einer Firma, die einst Holzkleiderbügel hergestellt hat, ein international tätiges Unternehmen mit mehreren Standbeinen geformt – die Mevo-Gruppe.
Herr Metzler, der Bregenzerwald ist bekannt für seine Handwerkskunst, Sie sind mit einem Massenprodukt erfolgreich und das global. Wie können Sie sich gegen Billiganbieter durchsetzen?
Hans Metzler: Dass wir in die Massenproduktschiene gekommen sind, ist reiner Zufall. Wir kommen an sich von der Schreiner-Ebene, da wir Holzkleiderbügel gemacht haben. Dieser wurde dann vom Metallbügel verdrängt.
Aber wie kann man wirklich gegen Billigproduzenten aus China bestehen?
Wir sind vor fünf Jahren mit Ware aus China konfrontiert worden, die den Rohstoffpreis widergespiegelt haben. Daraufhin haben wir neue Produktlinien entworfen und kostensparendere Wege gesucht, um zu produzieren. Man darf sich nicht der Gier hingeben, denn es war eine riesige Verlockung, Billigbügel aus China zu holen. Wir hätten viel mehr Geld verdient, hätten aber den Markt geöffnet. So konnten sie ihre Produkte nur über minderwertige Vertriebsschienen platzieren. Viele Märkte wurden gar nicht konfrontiert mit China. Das habe ich nicht so klar eingeschätzt, aber gehofft, dass es so kommt.
Also braucht es auch Glück?
Absolut. Glück, Marktwissen und Innovationskraft braucht es dafür.
Wie hat Mevo die Krise überstanden? Kennen Kleiderbügel überhaupt Krisen?
Ja. Wir hätten – würden wir in allen Märkten solche Zuwächse verzeichnen, wie wir sie bei den neuen Produkten haben – mindestens den Umsatz verdoppelt. So verlieren wir auf der einen Seite Markt, auf der anderen gewinnen wir. Und so schaukeln wir uns nach oben.
Sie haben vor einiger Zeit entschieden, das Unternehmen auf mehrere Standbeine zu stellen. In welchen Geschäftsfeldern ist die Mevo-Gruppe mittlerweile tätig?
Zum einen haben wir Mitbewerber im Ausland übernommen, haben Vertriebskanäle, wo wir uns hineingearbeitet haben, um noch stärker an die Basis zu kommen. Zum anderen haben wir die Wäschereien und Reinigungen als Absicherung. Denn ich weiß nicht, ob die Rohstoffe so teuer werden, dass wir ein Problem bekommen. Daher die Absicherung als regionaler Dienstleister. Denn eines von beiden wird immer funktionieren. Da steckt eine klare Strategie dahinter.
Im Reinigungs-Bereich sind Sie in Vorarlberg marktbeherrschend. Gibt es auch Pläne außerhalb des Landes?
Es gibt schon Pläne. Zunächst wollen wir in Vorarlberg alle Reinigungen auf einen Standard bringen. Wir schielen in die Schweiz und nach Süddeutschland. Man muss wissen, wir haben schon einige Umwege in Kauf genommen und mehr Aufwand betrieben als nötig gewesen wären. Aber die Reinigungen entwickeln sich gut. Es ist zwar keine Cashcow, aber ein sicheres Geschäft.
Zurück zum Kerngeschäft, da ist Mevo Marktführer in Europa. Können die Marktanteile nur noch gehalten oder doch noch ausgebaut werden?
Wir haben in manchen Ländern an die 95 Prozent Marktanteil. Das resultiert daraus, dass andere bei der technischen Herausforderung nicht mitgemacht haben. Wir liefern heute an ISO-zertifizierte Betriebe. In Großwäschereien sind wir alleiniger Lieferant. Und das wird man nur, wenn der Kunde nicht anders kann. Aber nicht wegen dem Geld, sondern, weil die technologischen Sicherheiten so viel zählen. In Italien ist es darum so, dass wir momentan den letzten Mitbewerber kaufen werden, eben weil die nicht mehr können.
Sie übernehmen also den letzten großen europäischen Mitbewerber. Wachstum findet dann nur noch außerhalb von Europa statt?
Wir gehen derzeit nach Kanada, in die USA und sind auch in südamerikanischen Märkten unterwegs. Wir entwickeln uns aber auch weg vom Wegwerfbügel, den wir vor 20 Jahren propagiert haben, hin zum Mehrverwenderbügel. Wir glauben ganz klar, dass der Rohstoff doppelt so teuer werden wird. Daher müssen die Bügel in Zukunft auch dicker, stärker sowie geschützt werden und daher mehrfach verwendbar sein.
Wie kommen Sie in einer Wegwerf-Gesellschaft, wie den USA, mit dieser Haltung an?
Wir sind in den USA gestartet und in Kanada gelandet. In Kanada haben sie die mehrfach verwendbaren Kleiderbügel getestet und sind begeistert. USA ist ein Land, das sich sehr schnell in diese Richtung entwickeln könnte. Die Mehrfach-Verwendung ist dort in Diskussion.
Die Kanadier haben die Anzahl der Kleiderbügel um ein Viertel reduzieren können. Für uns sind das aber immer noch Riesenmengen. Wenn man das mit Europa vergleicht, wird es in Amerika viele Milliarden von Kleiderbügel geben, während Europa mit 500 Millionen Bügel abgedeckt sein wird.
Die Reinigung ist zwar keine Cashcow, dafür ist sie ein sicheres Geschäft.
Zur Person
Hans Metzler
ist alleiniger Eigentümer und Geschäftsführer der Mevo Metzler GmbH. Zur Mevo Gruppe gehören die Metzler GmbH und die WTV Wäscherei GmbH
Geboren: 17. 7. 1957
Ausbildung: Maschinentechniker
Familie: verheiratet mit Ulrike, die als Prokuristin ebenfalls im Familienunternehmen arbeitet. Drei Söhne: Clemens (23), Adrian (21) und Sebastian (17)
Engagements: Bezirksjägermeister Bregenz sowie Proponent der Wälderhalle, die neue Heimat des EHC Bregenzerwald werden soll.
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