Unruhe in der Bregenzer Seestadt

Die Architekten der Seestadt haben die Aufgaben aufgeteilt. Läuft alles nach Plan?
Bregenz. Der Vorsitzende der Architekturjury für die Bregenzer Seestadt, Prof. Carl Fingerhuth, war sich am 16. April 2010 mit seinen 13 Kollegen einig: „Das Preisgericht hat sich einstimmig und mit Überzeugung für das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Aicher/Zechner/Ludescher/Lutz entschieden. Es bietet eine ausgewogene Grundlage für die Umsetzung der für das Verfahren formulierten Ziele: Mit einer kleinteiligen städtebaulichen Struktur wird die Maßstäblichkeit der Umgebung aufgenommen, bei der Kaiser-Josef-Straße ein schöner neuer Platz ermittelt, Sichtbeziehungen aus der Bahnhofstraße zum See werden ermöglicht und eine abwechslungsreiche innere Sequenz von Ladenpassagen gebildet.“
Nach knapp drei Jahren Planung wird die „kleinteilige städtebauliche Struktur“ nur noch bedingt umgesetzt. Nur noch drei große Baukörper sind übriggeblieben, der Platz an der Montfortstraße ist verschwunden. Und glaubt man Brancheninsidern, hat sich deshalb auch das Siegerteam vor Kurzem „einvernehmlich getrennt“. Die beiden Bregenzer Architekten Elmar Ludescher und Philip Lutz werden sich demnach nur noch um die sogenannte „Seespange“ kümmern, die Flanierbrücke, die das neue Stadtviertel mit den Seeanlagen verbindet. „Eine ganz normale Sache“, sagt Bürgermeister Markus Linhart auf Anfrage der VN zu der Trennung, „es sei vernünftig und üblich, dass sich bei einem solch großen Projekt die Teams auf verschiedene Aufgaben konzentrieren.“ Auch Projektbetreiber Bernhard Ölz sieht darin nichts ungewöhnliches und will auch nichts davon wissen, dass sich das riesige städtebauliche Projekt immer mehr vom ausgezeichneten Entwurf entfernt. „Wir haben weiterhin die Sichtachsen zum Bodensee, wie sie im Siegerprojekt vorgesehen waren, die Pläne wurden der Realität angepasst“, so Ölz, der im Herbst dieses Jahres endgültig mit dem Bau beginnen will. Angebote für den Aushub der Baugrube wurden bereits gesichtet, die verbliebenen Architekten Aicher und Zoller & Zoller wollen die endgültigen Pläne noch vor dem Sommer zur Genehmigung einreichen. „Das ist ein ambitioniertes Ziel“, stellen Architekt Gerhard Aicher und Prisma-Chef Ölz fest. Aus dem Umfeld von Lutz und Ludescher ist zu erfahren, dass die Änderungen zumindest so umfangreich sind, dass sie ihren Namen nicht unbedingt damit in Verbindung bringen wollen. Selbst wollten sie keine Stellung zum Ausstieg bzw. zur Teilung des Projekts nehmen.
Änderungen transparent
Dass die neuen Projektpartner von der Spar sowie die Familie Drexel mit den Änderungen in der Planung zu tun haben, ist anzunehmen. „Ich bin froh, dass wir mit den Einkaufszentren-Experten von Spar Österreich echte Fachleute zur Seite haben, die wissen, welche Anforderungen für ein städtisches Einkaufszentrum notwendig sind“, sagt Ölz und verspricht, alle Änderungen transparent zu machen – für die Bevölkerung und für die Politik. Das Interesse sowohl für Geschäftsflächen als auch für Wohnungen und Büros sei riesig, sagt er.
Bei jedem Bauprojekt gibt es Anpassungen. Wir werden wie bisher darüber informieren.
Bernhard Ölz, Prisma
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