Biogas-Projekt: Energie, die zum Himmel stinkt

Markt / 20.03.2013 • 22:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Potenzielle Energie: Häusle sieht im Grünschnitt eine gute Quelle zur Energieerzeugung in der Biogasanlage.
Potenzielle Energie: Häusle sieht im Grünschnitt eine gute Quelle zur Energieerzeugung in der Biogasanlage.

Ein Schritt zur Energie­autonomie gelingt Vorarlberg ausgerechnet mit Müll.

Dornbirn. (VN-sca) Ist der Aufwand gerechtfertigt? Das kommt auf den Blickwinkel an. Jedenfalls saßen gestern sechs Proponenten vor einer Handvoll Journalisten, um den neuesten Schritt in Richtung Energieautonomie zu tun: Die Firma Häusle baut die bestehende Biogasanlage am Standort Königswiesen in Lustenau auf den neuesten Stand der Technik um. 7,8 Millionen Euro werden investiert. Durch den Umbau erreicht die Anlage eine Leistung, die den gesamten Bioabfall aus Vorarlberg in Energie umwandeln kann. Im Oktober 2013 startet die Produktion. „Wir werden mit der neuen Anlage zwei Millionen Normkubikmeter Biogas in Erdgasqualität gewinnen. Damit könnten jährlich rund 2000 Vorarlberger Einfamilienhäuser durchschnittlicher Bauqualität mit Raumwärme versorgt werden. Insgesamt entspricht das von Häusle jährlich aufbereitete Biogas etwa dem Erdgasverbrauch einer Gemeinde in der Größe von Altach“, erklärt Wieland Hofer, Geschäftsführer der Häusle GmbH. Klingt nach viel, ist aber sehr wenig – rund ein Prozent der über 200 Millionen Kubikmeter Erdgas, die in Vorarlberg pro Jahr verbraucht werden.

Der Schritt ist der richtige – davon ist der Obmann des Umweltverbandes, Rainer Siegele, überzeugt, und deshalb wurde mit Häusle ein Zehnjahresvertrag abgeschlossen. Die Biogasanlage ist ein vorbildliches Projekt, mit dem genau das gelingt: Bioabfall wird in Energie und hochwertige Erden umgewandelt, und somit bleibt nichts übrig, das unsere nächsten Generationen belastet.“

Flexibler Energieträger

Vertrieben wird die Energie über die Illwerke VKW. Der Energiekonzern übernimmt bis zu 50 Prozent der Gasmenge und bietet das Biogas ab Jänner 2014 seinen Kunden an. „Das aufbereitete Biogas ist ein flexibler Energieträger, der über das vorhandene Erdgasnetz an unsere Kunden geliefert werden kann.“ Dies sei im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energieträgern unabhängig von der Jahreszeit und durchgehend möglich. Darüber hinaus binden biogene Rohstoffe beim Wachstum CO2, sodass die Nutzung von Biogas im Ideal­fall CO2-neutral sei, erklärt Quido Salzmann, Vertriebsleiter bei Illwerke VKW. Den verbleibenden Teil des Biogases entnimmt Häusle dezen­tral aus dem öffentlichen Netz und betreibt damit sogenannte „Satelliten-BHKW“. Damit wird Ökostrom produziert und der eigene Energiebedarf von Häusle abgedeckt.

Bei so viel Einigkeit, die Martin Bösch von Häusle treffend mit „Win-win-Situation für alle“ bezeichnet hat, kann der Energieautonomie-Beauftragte der Landesregierung nur noch eines tun: Er appelliert an die Bürger, trotz der in Aussicht gestellten Energie weiterhin verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umzugehen.

Die Möglichkeit zur Produktionssteigerung ist gegeben. Zum Start werden 14.000 Tonnen Bioabfall vergärt, es gibt weitere 5000 Tonnen, die derzeit im Restmüll landen, und eine Kapazität von 30.000 Tonnen. Zuliefern könnte beispielsweise die Gastronomie, so Bösch.

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