600 Zumtobel-Jobs sind weg: Dornbirn mit „blauem Auge“

Markt / 02.04.2014 • 22:17 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizerstraße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter. Foto: VN/Steurer
In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizerstraße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter. Foto: VN/Steurer

Weniger als zehn Mit­arbeiter betroffen. In nächsten zwölf ­Monaten kein Jobabbau mehr.

Dornbirn. „Ich kann versichern, es wird bezogen auf die Lokalität hier keine großartigen Personalkürzungen oder dergleichen geben.“ Das liege nicht im Interesse des Unternehmens. „Wo wir auch Vertriebe zusammenlegen oder sowas, kann ich nicht sagen.“ Aber da sei nichts, vor dem das Individuum Angst haben sollte. „Das Wohl und Weh’ des Unternehmens liegt nicht in Personalmaßnahmen.“ So die Ankündigung von Zumtobel-CEO Ulrich Schumacher noch im November 2013 gegenüber den VN. Nun kommt es doch anders. 600 der insgesamt 7200 Zumtobel-Mitarbeiter weltweit verlieren ihren Job, 450 in der Produktion, 150 im Vertrieb.

Österreich sei aber „kaum betroffen“, so Sprecherin Astrid Kühn-Ulrich. Und für die 500 Jobs in Dornbirn könne sie Entwarnung geben. Die Werke seien gut ausgelastet und nicht von den Maßnahmen betroffen. „Es hat nur wenige Anpassungen im Verwaltungsbereich gegeben“, so Kühn-Ulrich. Auf eine genaue Zahl wollte sie sich nicht festlegen. Betriebsrat Mario Wintschnig spricht von „weniger als zehn Kollegen“. Allerdings zählen jene Mitarbeiter, die unlängst in der Entwicklungsabteilung entlassen wurden, nicht dazu. Nach VN-Informationen waren damals 17 Personen von einer Kündigung betroffen. „Wenn man nur jene zählt, die nicht mehr in einer anderen Position im Unternehmen untergekommen sind, sind es deutlich weniger“, beschwichtigt Kühn-Ulrich. Auch bezüglich einer Verlagerung der Produktion nach China gehe sie davon aus, dass Dornbirn nicht betroffen sei.

Gespart wird, weil man die Profitabilität des Konzerns erhöhen will. Die Ebit-Marge liegt derzeit bei nur vier Prozent. Bis 2016 sollen es acht bis zehn Prozent sein. Ein ehrgeiziges Ziel, das nicht ohne Kosteneinsparungen geht. Um zu sparen werden die bislang getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und Thorn zusammengelegt. Genauso werden die Werke in nur einen Fertigungsverbund zusammengeführt. Insgesamt sollen so die Vertriebs- und Verwaltungskosten bis 2016/17 von derzeit 29 Prozent vom Umsatz um zwei bis drei Prozentpunkte reduziert werden, die Produktionskosten von derzeit 61,5 Prozent um drei bis vier Prozente.

Unter die Lupe genommen wurden alle 18 Werke weltweit. Mit dem Ergebnis, dass vier bis sechs der Standorte entweder verkleinert, verkauft oder geschlossen werden. Welche das sind, dazu will man sich bei Zumtobel nicht äußern. Der Sparkurs kostet nicht nur 600 Mitarbeiter ihren Job, für den Konzern liegen die Kosten für die Restrukturierung bei bis zu 54,5 Millionen Euro.

Gedrückte Stimmung

Bei den Zumtobel-Mitarbeitern in Dornbirn herrschte gestern jedenfalls eine gedrückte Stimmung. „Wenn man bedenkt, dass noch im November gesagt wurde, dass es zu keinen großen Personalkürzungen kommen wird, dann ist das schon ein Hammer“, so ein Mitarbeiter gegenüber den VN. Man verlasse sich auf das Management. Auch für das Image der Firma sei es nicht der Hit, erklärt ein Kollege. Die Verunsicherung bestätigt auch Betriebsrat Mario Wintschnig: „Es ist jetzt unsere Aufgabe, diese Verunsicherung aus den Köpfen der Mitarbeiter zu bekommen. Mit dieser Maßnahme können wir davon ausgehen, dass es in den nächsten zwölf Monaten zu keinen Anpassungen mehr kommen wird“, zeichnet er aber kein optimistisches Bild.

In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizerstraße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter. Foto: VN/Steurer
In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizerstraße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter. Foto: VN/Steurer
In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizer Straße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter.  Foto: VN/Steurer
In den beiden Werken in Dornbirn (im Bild der Standort Schweizer Straße) arbeiten rund 500 Mitarbeiter. Foto: VN/Steurer
600 Zumtobel-Jobs sind weg: Dornbirn mit „blauem Auge“

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