„Ein immenser Vorteil“
Vor 20 Jahren hat Österreich für den EU-Beitritt gestimmt. Eine Zwischenbilanz.
Schwarzach. Die Zahlen einfach hochzurechnen, das wäre zu kurz gedacht, denn es ist in der EU dem unternehmerischen Geschick und der Strategie der Firmen geschuldet, ob sie erfolgreich sind oder nicht. Ein Blick auf die „Top 100“-Liste der VN des Jahres 1994, also vor dem Beitritt am 1. Jänner 1995, zeigt ein anderes Bild an der Spitze als 20 Jahre später. Damals war der Zumtobel-Konzern Vorarlbergs größter Arbeitgeber, heute ist der Leuchtenhersteller, der sich gerade in einer Restrukturierungsphase befindet, auf dem zweiten Platz. Getauscht haben die Dornbirner mit dem Beschlägehersteller Blum, der mit 4650 Arbeitnehmern in Vorarlberg klar die Nummer eins ist.
Auf den Plätzen drei bis fünf der größten Arbeitgeber Vorarlbergs folgten 1994 die Firmen Wolford, Huber Tricot und Head Sportartikel, die heute weiter hinten zu finden sind. Die Märkte waren nicht in allen Branchen freundlicher durch den EU-Beitritt, doch ohne Mitgliedschaft in der EU wäre die Entwicklung bedeutend schwieriger gewesen, darüber herrscht bei den großen Vorarlberger Industriebetrieben Einigkeit.
„Viele österreichische Unternehmen hätten sich ohne österreichischer EU-Mitgliedschaft nicht so entfalten können, wie sie es für sich und ihre Mitarbeiter geschafft haben“, ist der Präsident der Industriellenvereinigung, Hubert Bertsch, sicher. Auch sein Unternehmen entwickelte sich in den letzten 20 Jahren sehr positiv. Auch wenn man auf negative Entwicklungen, die bei jedem politschen Gebilde systemimmanent seien, den Finger legen müsse. Bertsch: „Wir sind derzeit weit von der propagierten Re-Industrialisierung und dem angepeilten EU-Ziel von einer Industriequote von 20 Prozent entfernt.“
Für Vorarlberger Unternehmen sind vor allem der Euro und die Arbeitnehmerfreizügigkeit ein Segen. Anton Grass, kaufmännischer Geschäftsführer bei Liebherr Nenzing: „Eine positive Begleiterscheinung des österreichischen Beitrittes zur EU war die Einführung einer gemeinsamen Währung, wodurch Kursrisiken einzelner Währungen weggefallen sind. Der freie Personen- und Warenverkehr erleichtert die Zusammenarbeit innerhalb unserer Sparte bzw. der Firmengruppe erheblich.“
Reinhardt Wurzer, Senior Vice President International Projects beim Zumtobel- Konzern: „Als internationaler Konzern sind vor allem die gemeinsame Währung, aber auch die vereinfachten Marktzugänge innerhalb der EU ein immenser Vorteil für uns.“
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