“Zwischen unserem Bio-Bier und dem Reinheitsgebot liegen Welten”

Vor drei Jahren braute Frastanzer das erste Vorarlberger Bio-Bier. Zum Wohl.
Frastanz. (VN-sca) Die vergangenen Jahre waren für Kurt Michelini durchaus anstrengend. Der ehemalige Manager der landwirtschaftlichen Vermarktungsgesellschaft „Ländle-Marketing“ hat sich seinen Job als Chef der Frastanzer Brauerei einfacher vorgestellt. Jetzt aber ist die Brauerei dort, wo er und die hundert Genossenschafter, zum größten Teil Gastwirte aus der Region, sie haben wollen. Der Umsatz ist um sieben Prozent auf rund 6,3 Millionen Euro gestiegen, der Marktanteil beträgt zwölf Prozent. Geschafft haben Michelini und sein Team das mit einer Qualitätsoffensive.
Statt wie früher Discounter zu beliefern („Das Bier war immer gut“), hat sich die Brauerei auf Nischen spezialisiert, produziert über zehn verschiedene Biere, die auch beim österreichischen Bierpapst Conrad Seidl Begeisterung hervorrufen. Und seit drei Jahren bietet Frastanzer auch ein Bio-Bier an. Als erster und immer noch einziger Anbieter in Vorarlberg. „Da haben wir keine Nachahmer gefunden“, wundert sich Michelini, denn der Absatz hat sich gut entwickelt. Ab sofort gibt es das Bier deshalb auch im 0,33-Liter-Gebinde. Aber vorerst nur im Bio-Fachhandel. Wer meint, dass das deutsche Reinheitsgebot gewährleiste sowieso, Bier bio ist, der irrt, klärt Michelini auf. „Es geht um die agrarischen Rohstoffe, die nicht leicht in Bioqualität zu finden sind“, so der Brauereichef. Beim Bentelehof in Tettnang, dem einzigen Demeter-Hopfenanbauer weltweit, habe man das richtige Material gefunden und nach inständigem Bitten auch erhalten. Das Kellerbier wird seither aus biologischen Rohstoffen gebraut. Es ist zudem ein sehr ursprüngliches, naturtrübes Flaschen-Bier und wird dem Bio-Gedanken entsprechend in nachhaltigen Holzkisten aus garantiert heimischem Holz angeboten. „Das schöne ist, dass wir gleich zwei Sozialprojekte fürs Kellerbier gewinnen konnten.“ So werden die Holzkisten vom Sunnahof gefertigt und die Aqua Mühle übernimmt das perfekte Einsortieren der Flaschen in die Kisten. Bio ist beim Kunden noch nicht wirklich angekommen. „Bier ist tendenziell männlich“, stellt Michelini fest. Offenbar sind Männer nicht die typischen Biokäufer. Was sich langsam ändert, denn, auf den Geschmack gekommen, wird der Biotrunk immer beliebter.
Frastanzer Fakten
Vbg. Brauereigenossenschaft Frastanz
» Gegründet: 1902
» Genossenschafter: über 100
» Mitarbeiter: 35
» Spezialitätenbrauerei, u. a. Bio-Bier,Honigbier, s´dunkle, Pils und Jubiläum
» Umsatz: 6,3 Mill. Euro
» Gegründet: 1902
» Investition in neue Abfüllanlage: 600.000 Euro, Erstabfüllung vergangenen Mittwoch
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