“Veränderung braucht gute Kommunikation”

Lustenau. Bösch zählt österreichweit zu den Marktführern bei Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik. Robert Janschek ist seit 13 Jahren Mitglied der Geschäftsleitung und spricht im Interview über alte Namen, neue Produkte und die Konkurrenz von außen.
Bösch ist für viele immer noch untrennbar mit dem alten Namen HeizBösch verbunden. Dabei beinhaltet das Portfolio heute weitaus mehr. Wie lange dauert es, bis das in den Köpfen verankert ist?
JAnschek: Wir haben viele Endkunden, die sagen immer noch HeizBösch. Damit kann ich aber gut leben. Das Wichtigere war, bei unseren Partnern, die uns vertriebstechnisch unterstützen, also bei den Anlagenbauern oder Heizungsinstallateuren, den Namenswechsel sauber rüberzubringen.
Bösch vertreibt Produkte und bietet Gesamtlösungen für Klima und Wärme an. Damit ist Bösch nicht der Einzige. Was hebt die Firma vom Mitbewerb ab?
Janschek: Unsere Marktbegleiter haben ganz unterschiedliche Zugänge zum Markt. Ein Weg ist die Großhandelsschiene. Das ist nicht unserer. Man muss den Kunden erreichen, der die Investitionsentscheidung trifft. Unsere Botschafter sind die über 200 Mitarbeiter, die draußen unterwegs sind und den Markt bearbeiten. Es kann uns nichts Besseres passieren. So können wir Marktanteile absichern und ausbauen. Zudem muss man sich immer überlegen, was man an Innovationen bringt. Was uns aber am meisten unterscheidet ist, dass wir nicht die einzelnen Gewerke, sondern auch deren Vernetzung mitanbieten. Da gibt es in Österreich nicht so viele Unternehmen, die das können.
Sie produzieren auch selbst, machen Sonderanfertigungen. Machen das andere auch?
Janschek: Das, was wir selber bauen, sind neben den Schaltschränken auch die Lüftungsapparate. Da machen wir Maßanzüge. Wir gehen unmittelbar auf den spezifischen Kundenwunsch ein. Das können andere auch, aber nicht in dem Verschränkungsgrad. Denn wir können in den Lüftungsapparat einen Wärmeerzeuger einbauen und die Gebäudeautomation dranhängen.
In Ihrer Branche muss alles immer energieeffizienter und klimafreundlicher sein. Wie gehen Sie damit um?
JAnschek: Das ist für uns nichts Neues, weil wir laufend versuchen, mit innovativen Lösungen auf dem letzten Stand der Technik, den Markt zu durchdringen. Mit der Gebäudeautomation kann ich ganz bewusst die einzelnen Komponenten dann ansteuern, wann ich sie brauche. Wir leben das Thema Energieeffizienz also seit vielen Jahren. Aber es ist immer die Frage, ob das auch unsere Abnehmer wollen. Denn Energieeffizienz ist immer ein Kostenthema. Wenn der Entscheider bereit ist, auf Lebenszyklus-Betrachtung zu gehen, ist das Thema relativ schnell durch. Ansonsten hat das Thema Energieeffizienz bei der Planung einen hohen Stellenwert. Wenn es dann an die Umsetzung geht, rutscht der Stellenwert bei manchen Entscheidungsträgern weit hinunter. Denn man kann nur das ausgeben, was man zur Verfügung hat.
Im Frühjahr ist traditionell auch die Zeit der Messen. Welche Neuigkeiten werden Sie präsentieren?
janschek: Die großartigen Innovationen gibt es eigentlich nicht. Es gibt keinen neuen Energieträger, den wir auf den Markt werfen können. Das Thema Wärmepumpen ist aber nach wie vor aktuell und wir werden auf der Welser Messe eine Systematik präsentieren, bei der man die Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage koppeln kann, um eine gewisse Energie-Autarkie für kleinere Gebäude zu erreichen. Auch die Wohnraumlüftung für das Einfamilienhaus ist ein Thema.
In den 13 Jahren, die Sie nun im Unternehmen sind, hat sich bei Bösch vieles geändert. Angefangen beim Namen bis hin zur Struktur…
Janschek: Die Namensänderung war in meinen Anfangsjahren. Diese Änderung hat sich genetisch ergeben, weil wir damals auch im Bereich Reinigung tätig waren. 2009 haben wir die österreichische Vertriebsorganisation der Firma Weißhaupt übernommen. Wesentlicher Punkt war auch der Verkauf der Bösch-Reinigung im Jahr 2012. Das haben die Mitarbeiter nicht gekannt, dass man sich von so großen Bereichen trennt. Wir haben gesagt, die Reinigung passt nicht zur Haustechnik dazu und wir versuchen einen Partner zu finden, der das in unserem Sinne weiterführt. Es konnten alle Mitarbeiter übernommen werden, das war für uns ein wichtiger Moment. Umso wichtiger ist es, die Mitarbeiter in einer Veränderungssituation mitzunehmen. Jene, die es unmittelbar betrifft und jene, die im Unternehmen bleiben. Es geht darum, dass man sich einer klaren Strategie verschreibt. Wir müssen den Mitarbeitern erklären, wieso wir bestimmte Dinge tun. Das muss für jeden begreifbar und auch nachvollziehbar sein. Das sind die Dinge, die in meiner Zeit passiert sind, aber ich kann nicht sagen, ob sie wegen mir passiert sind.
Wir bauen Maßanzüge. Wir generieren Lösungen, mit den Vorteilen, die der Kunde haben will.

Kennzahlen
» Mitarbeiter Österreich: 611, 15 Lehrlinge
» Umsatz 2013: 90,2 Mill. Euro
» Exportquote 2013: 8,0 %
» Investitionen: 2,8 Mill. Euro
» Tochtergesellschaften und Vertriebspartner in der Schweiz, Deutschland, Tschechien und Skandinavien.
» Gesellschafter: Walter & Ursula Bösch Gesellschaft (Kommanditist: Grellet Holding GmbH, Walter Bösch Privatstiftung)
Zur Person
Dr. Robert Janschek
Mitglied der Geschäftsleitung der Walter Bösch GmbH & Co KG, Lustenau
Geboren: 20. April 1966
Ausbildung/Laufbahn: promovierter Betriebswirt (Wirtschaftsuniversität Wien); fünf Jahre im Hauptverband der Sparkassen Österreichs tätig (zuletzt als Sekretär des Generalsekretärs). Übersiedlung nach Vorarlberg; acht Jahre lang bei Zumtobel AG in Dornbirn tätig (Bereich Finanzen und Treasury); seit Oktober 2002 Mitglied der Geschäftsleitung der Walter Bösch GmbH & Co KG in Lustenau.
Familie: verheiratet, drei Kinder
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