„Wir wollen wieder in die Gewinnzone zurück“

Markt / 13.02.2015 • 19:24 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Roger Hohl ist seit diesem Jahr Geschäftsführer der Regionalfluglinie InterSky. Damit ist er wohl auch der jüngste Airline-Chef der Welt. Fotos: VN/Paulitsch
Roger Hohl ist seit diesem Jahr Geschäftsführer der Regionalfluglinie InterSky. Damit ist er wohl auch der jüngste Airline-Chef der Welt. Fotos: VN/Paulitsch

Bregenz. Roger Hohl managt seit eineinhalb Monaten die Geschicke der Regionalfluglinie InterSky. Im Interview spricht der jüngste Airline-Chef der Welt über die Turbulenzen am Himmel und die Pläne für die Zukunft.

Sie haben mit Jahresbeginn die Geschäftsführung der InterSky übernommen und sind damit der jüngste Airline-Chef weltweit. Wie gehen Sie die große Aufgabe an?

Hohl: Es ist eine Herausforderung. Einerseits ist es eine Ehre, der jüngste Airline-Chef der Welt zu sein, andererseits kann das auch gefährlich sein, wenn es nicht funktioniert. Ich habe aber kein Problem damit. Ich bin seit zwölf Jahren in diesem Unternehmen, habe mehr oder weniger alle Stationen durchlaufen und kenne den Betrieb bis ins letzte Detail. Das gibt mir am Schluss die nötige Sicherheit, das Unternehmen zusammen mit dem Team zu führen.

Das Regionalfluggeschäft war immer schwierig, jetzt sind die Turbulenzen noch größer geworden. Wie geht es mit der InterSky weiter?

Hohl: Es war nie leicht und wir haben unglaublich schwere Jahre hinter uns. Wir sind durch ein Tief gegangen, haben in dieser Zeit investiert. Ein immenser Kraftakt. Genau in der Zeit ist uns auch der Wettbewerb in die Parade gefahren. Wir hatten auf einmal Mitbewerber auf unseren neuen Strecken, mit denen wir vorher nie rechnen konnten. So mussten wir in kürzester Zeit drei Strecken wieder einstellen, die wir gerade erst angefangen hatten. Jeder Streckenbeginn kostet sehr viel Geld. Das alles war sehr, sehr schwierig, aber diese Phase haben wir eigentlich überwunden. Heuer geht es darum, die Strecken zu konsolidieren und wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. InterSky als eine Fluggesellschaft mit acht Prozent Rendite: Da möchten wir wieder hin.

Gibt es in dem Zusammenhang auch Änderungen bei den Geschäftsbereichen?

Hohl: Man kennt uns als Linienfluggesellschaft. Das sind wir dran zu ändern. Wir gehen stark in den Bereich Charterflüge. Wir haben gerade in der Schweiz einen unglaublichen Boom, Ferienflüge durchzuführen und sind dabei durch die Franken-Euro-Parität 20 Prozent günstiger geworden. Das spüren wir aktuell natürlich. Das dritte Standbein, das stark kommt, das sind ACMI-Geschäfte. Das heißt, man verleast ein Flugzeug samt Crew an eine andere Fluggesellschaft. Es ist ein Geschäft, das risikolos ist. Wir fliegen einen Flugplan ab, vermarkten aber keine Plätze. Wir sind gerade dabei, ein Flugzeug nach Madagaskar zu geben. Die drei Standbeine machen uns auch ein Stück weit stärker.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Investor, wie mit Renate Moser, die die Airline gegründet hat. Wie groß ist die Gestaltungsfreiheit?

Hohl: Sie ist sehr groß und war es schon immer. Das ist der Grund, wieso ich immer noch da bin. Natürlich sind Dinge abzusprechen, aber wir sind an der Front und wissen am Ende vom Tag am allerbesten, was die Airline braucht.

Sie arbeiten Zeit Ihres Berufslebens im Flugbusiness: Hat sich das so ergeben oder wollten Sie unbedingt in diese Branche?

Hohl: Wie jeder kleine Junge wollte ich Pilot werden, aber das hat sich dann nicht ergeben. Durch Zufall bin ich an einen Job am Flughafen Zürich gekommen, bei einem Logistikdienstleister. Damals wurde die InterSky gegründet, die ersten Flüge wurden von Bern durchgeführt, darum war sie plötzlich auf meinem Radar. Ein Kollege und ich haben einen Businessplan für eine Low-Cost-Airline geschrieben. Wir wussten, dass es der InterSky nach den ersten Monaten nicht so gut ging, und wir haben uns frech gesagt, der Businessplan wäre doch etwas. So sind wir in das Unternehmen hineingerutscht.

Wird die Zukunft am Himmel wieder ruhiger?

Hohl: Unser Mitbewerb, der uns regional in die Parade gefahren ist, hat sich selbst erledigt. Es findet eine Konsolidierung statt. Aber es wird bestimmt nicht ruhiger, weil die großen Fluglinien wieder mehr in die Breite gehen wollen. Ich glaube aber, dass wir uns behaupten können. Wir fliegen in Nischen, in denen andere nicht fliegen wollen oder können. Es würde nie etwas bringen, wenn wir zwischen Wien und Zürich fliegen, wo drei andere drauf sind. Und wir sind gezwungen, wenn uns ein Großer angreift, den Markt zu verlassen.

Ist in Zukunft wieder eine Verbindung nach Wien geplant?

Hohl: Wien, unsere absolute Lieblingsstrecke, ist auf dem Radar, aber nicht konkret. Wir wissen, dass der Bedarf für zwei Airlines da ist. Wir sehen aber auch, dass die Schweiz sehr an der Erweiterung ihres Einzuggebietes in Richtung Vorarlberg interessiert ist. Darum sind wir vorsichtig. Die Frage stellt sich eher nach den Alternativen. Wir fliegen ab März von Memmingen nach Berlin und Hamburg. Wenn dieser Markt funktioniert, gibt es durchaus Vorstellungen von neuen Strecken. Da ist schon mal über Wien diskutiert worden.

Ich weiß von relativ vielem relativ wenig, aber bei dem, was ich weiß, kenne ich mich relativ gut aus.

Airline-Chef Roger Hohl zeigt im Büro in Bregenz die Flug-Landkarte der InterSky.
Airline-Chef Roger Hohl zeigt im Büro in Bregenz die Flug-Landkarte der InterSky.

Kennzahlen

» Geschäftsführung: Roger Hohl, Renate Moser

» Mitarbeiter: 160

» Umsatz: EUR 35 Mill. (2014)

» Fluggastaufkommen: 200.000 (2013)

» Flottenstärke: 6 (2 ATR 72-600, 3 Bombardier Dash 8Q-300, 1 Embraer EMB 120ER)

» Destinationen: 17

Zur Person

Roger Hohl

seit 1. Januar 2015 neuer Geschäftsführer der InterSky

Geboren: 2. Februar 1984

Ausbildung: Business School Zürich

Laufbahn: Tätigkeit bei einem Logistik-Dienstleister am Flughafen Zürich; Wechsel zur Regionalfluggesellschaft InterSky. Dort ist Hohl seit knapp zwölf Jahren in verschiedenen Positionen tätig (Finance Controlling, IT, Marketing und Commercial, zuletzt Leiter Marketing & Verkauf sowie  Pressesprecher); vor einem Jahr Beförderung zum Prokuristen; seit 1. Jänner 2015 neuer CEO.

Familie: ledig

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