Weniger Förderung, mehr Wirkung

Das Bundesumweltamt kritisiert Förderung und Effizienz bei Holzbiomasse.
Schwarzach. (VN-sca) Sie sind unübersehbar: Über 50 große rechteckige Gebäude zeugen übers ganze Land verteilt davon, dass in Vorarlberg Energie aus Holz ihren Beitrag zum ehrgeizigen Ziel der Energieautonomie 2050 leistet. Im vergangenen Jahr ist die Energieerzeugung aus Holz (Biomasse) von 881 Gigawattstunden (GWh) auf 903 GWh, also um 2,5 Prozent, gestiegen und stellt damit einen neuen Höchstwert dar. Insgesamt konnte der Anteil an Biomasse in elf Jahren um 77 Prozent gesteigert werden.
Der Anteil an Biomasse zur Abdeckung des Energieverbrauchs ist im Jahr 2013 um knapp zehn Prozent höher als der von Heizöl mit 829 GWh.
Doch eine Untersuchung des Umweltbundesamtes dämpft die Euphorie und übt Kritik an der Förderpraxis, ja, bezweifelt sogar den Nutzen für die Umwelt, weil der Wirkungsgrad vieler Anlagen zu niedrig ist. Die Studie gibt diese Empfehlung: „Eingesetzt werden sollte Biomasse nur noch in hocheffizienten Heizwerken und wärmegeführten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK). Vorzuziehen sind industrielle Biomasse-KWK-Anlagen mit ganzjährigem Wärmebedarf. Reine Biomassekraftwerke zur Stromerzeugung sind nicht sinnvoll.“ Erhöhte Einspeistarife, empfiehlt die Untersuchung des Bundesumweltamtes, sollten nur noch bei Anlagen mit einer Brennstoffnutzung von mehr als 70 Prozent und bei Anwendung von Filtern nach neuestem Stand der Technik bezahlt werden.
Die Förderungen der Biomasseanlagen auf EU-, Bundes- und Landesebene (Investförderungen und Einspeistarife) habe den Holzbedarf stark erhöht, womit die geförderten Kraftwerke auf dem Markt in Wettbewerb zur holzverarbeitenden Wirtschaft treten.
Ernste Kostenprobleme
Das sorgt bei den Betrieben für ernste Kostenprobleme. Unrentabel seien dadurch aber auch weniger effizient arbeitende (geförderte) Biomasseanlagen, einige große Insolvenzen in Österreich zeugen davon.
Mehr als genug Heizmaterial
Der Leiter der Forstabteilung in der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Thomas Ölz, sieht die Lage in Vorarlberg anders. Es gebe mehr als genug Holz, das sich zur Energieerzeugung eigne. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gebe es auch keine Papierindustrie, die den Rohstoff für sich beanspruche. Egon Reiner, Sprecher des Vorarlberger Energiehandels ist da eher skeptisch: „Auch auf mehrfache Nachfrage haben wir vom Land keine genauen Zahlen erhalten“, stellt er fest. Und dass nicht alles Holz aus Vorarlbergs Wäldern stamme, das in den Anlagen angeliefert wird, ist für ihn durchaus möglich. Festlegen will sich Reiner aber ohne das Zahlenmaterial nicht. Sicher ist für ihn, dass durch die Förderungen der Wettbewerb zwischen den Energieträgern massiv verzerrt wird.
Dass der Wirkungsgrad auch in den Vorarlberger Biomasseheizwerken durchaus erhöht werden kann, ist unter Experten unumstritten, Besonders ältere Biomasseheizwerke würden ein Update vertragen. Doch das kostet Geld. Und die Förderungen sollen, so empfiehlt die Studie des Umweltbundesamtes, möglichst zurückgefahren werden. Keinesfalls sollte es Nachfolgeförderungen für ältere Anlagen geben.
Kritik auch an den Umwelteffekten: „Beim Holzverbrennen fallen größere Mengen von umweltbelastenden Substanzen (etwa Feinstaub und Stickoxide) an.“
Biomasse
Biomasse in Vorarlberg: Biomassekraftwerke in Vorarlberg liefern hauptsächlich Energie zur Raumwärme. Einzelne Kraftwerke erzeugen als Kraft-Wärme-Kopplung auch Strom. In Vorarlberg gibt es derzeit über 50 größere Biomasseanlagen.
Holz in Vorarlberg: In Vorarlberg gibt es 92.000 ha Wald, das entspricht 36 Prozent der Fläche; davon sind ca. 75.000 ha bewirtschaftete Flächen. Jedes Jahr wachsen in Vorarlberg 420.000 Festmeter Holz nach; davon sind 140.000 fm Brennholz.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.