Kick oder purer Stress

Immer weniger Zeit für Aufgaben – wie Arbeitnehmer damit klarkommen.
WANDEL. (VN-dh) Technische Beschleunigung, globale Vernetzung und digitale Kommunikation steigern das Tempo im Arbeitsleben. Die Menschen hetzen frühmorgens zur Arbeit. Noch bevor sie dort ankommen, wird mit dem Smartphone gechattet, gesurft und telefoniert. Im Büro angekommen, drängen die Termine.
Die nächste geschäftliche Besprechung steht an, die Arbeit stapelt sich auf dem Schreibtisch und eine Flut von E-Mails wartet auf Beantwortung. Ständige Erreichbarkeit ist selbstverständlich. Fakt ist, dass die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung nicht nur das Lebens-, sondern auch das Arbeitstempo erheblich gesteigert haben.
Optimisten im Vorteil
Wie Berufstätige mit den neuen Anforderungen umgehen, erforschen Christian Korunka und Bettina Kubicek an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien in einer Langzeitstudie. Und die Wissenschaftler betonen gleich, dass schneller nicht gleich schlechter bedeuten muss. „Der Wandel bringt vielmehr technologische Verbesserungen und neue Handlungsmöglichkeiten mit sich“, halten die beiden in einem Grundsatzpapier fest.
Und ergänzen sogleich, dass Beschleunigung zu Stress und Zeitdruck führt sowie dem ständigen Gefühl, mit Veränderungen nicht mithalten zu können. Einerseits gäbe es jene Arbeitnehmer, denen die stetige Beschleunigung Angst mache; bei ihnen seien negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden im Job und sogar auf die Gesundheit möglich. Andererseits gäbe es jene, die den Wandel als positive Herausforderung erleben, bei ihnen würden beschleunigte Arbeitsanforderungen sogar zu mehr Zufriedenheit im Job führen. Korunka: „Die Erfahrung, sie erfolgreich bewältigen zu können, kann ein Hochgefühl erzeugen und zur Arbeit anspornen.“
Wie unterschiedlich Personen die Entwicklung bewerten, hängt ganz entscheidend von ihren jeweiligen Ressourcen wie Arbeitssituation, Umfeld, Persönlichkeit und sozioökonomischer Status ab. Wer von Kollegen oder dem Chef bei neuen Aufgaben unterstützt werde, stehe dem Wandel der Arbeitswelt tendenziell positiver gegenüber. Auch Optimismus spiele eine entscheidende Rolle. Optimistische Personen seien hoffnungsvoller und widerstandsfähiger.
Schließlich, so die Forscher, sei auch der sozioökonomische Status ein entscheidender Faktor. Denn: Geld, ein guter Bildungsabschluss oder soziale Netzwerke bieten Sicherheit. „So dürfte es Personen mit höherem sozioökonomischem Status leichter fallen, Unsicherheiten zu managen, die aus dem beschleunigten technologischen und sozialen Wandel resultieren.“
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.