Schwarz wird nun zur großen Herausforderung
Wolford steigert Umsatz, muss aber Gewinnrückgang hinnehmen. Ausblick hängt von Kernmärkten ab.
Bregenz. (VN-reh) An der Börse notiert zu sein, ist nicht immer von Vorteil. Zum Beispiel dann, wenn man alle drei Monate einen Quartalsbericht vorzulegen hat. „Manchmal würde ich mir wünschen, dass wir nicht jedes Quartal darüber reden müssten, wie unser Puls ist. Das machen andere auch nicht. Es gibt nicht nur Sonnenschein, sondern auch Sturm und Regen“, sagte Wolford-Chef Axel Dreher kürzlich.
Das Umfeld ist für Wolford derzeit wirtschaftlich und politisch herausfordernd und wurde durch die warmen Temperaturen in den Wintermonaten zusätzlich belastet. Denn für einen Strumpfhersteller gilt immer noch, je kälter die Temperaturen, desto besser für das Geschäft. Und so konnte Wolford in den vergangenen drei Monaten nicht vollständig an die Dynamik des ersten Halbjahres anschließen. Dennoch setzte Wolford nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015/16 knapp 129 Millionen Euro um. Das sind um sechs Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ohne Währungseffekte beträgt das Plus noch 1,1 Prozent.
Gewinn ja, aber viel weniger
Steigerungen wurden dabei in allen Produktgruppen erzielt. Am meisten beigetragen zum Umsatzanstieg hat aber das Online-Geschäft, das um 66 Prozent zulegen konnte. Die positive Umsatzentwicklung hatte allerdings kaum Auswirkungen auf das operative Ergebnis. Gewinn schrieb das Unternehmen zwar nach wie vor. Allerdings nicht in dem Ausmaß wie im vergangenen Jahr. Denn Wolford musste Kostensteigerungen aufgrund der Aufwertung von US-Dollar und britischem Pfund hinnehmen. Zudem gab es im Geschäftsjahr 2014/15 Sondereffekte. Das Ergebnis nach Steuern (Nettogewinn) schrumpfte nun von 4,46 Millionen Euro auf 700.000 Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) betrug nach den ersten neun Monaten 2,16 Millionen Euro, nach 7,08 Millionen im Vorjahr. Darin enthalten waren allerdings Erlöse aus den Verkäufen einer Mietrechtsoption sowie eines Grundstückes.
Unsichere Entwicklung
Schaut man auf die Landkarte, gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Italien, Spanien und Asien wuchsen zweistellig, Skandinavien, die Niederlande und Belgien deutlich einstellig. Ebenfalls für ein Plus sorgten die USA, Großbritannien und die Schweiz. Auf der anderen Seite gab es Rückgänge in Österreich, Deutschland und Russland. Wie sich die Kernmärkte USA, Deutschland und Frankreich weiterentwickeln, ist derzeit schwer zu prognostizieren. Vor allem in Frankreich herrscht nach der Terrorattacke in Paris noch Unsicherheit. Sollten sich die Märkte nicht erholen, wird es knapp. Denn das Ziel für das Geschäftsjahr 2015/16 lautet, operativ zum zweiten Mal in Folge schwarze Zahlen zu schreiben. Dies könnte nun zur großen Herausforderung werden. Der Umsatz soll aber auch unter schlechten Rahmenbedingungen gesteigert werden.
Bei Wolford glaubt man jedenfalls an den nachhaltigen Erfolg. Man sei nach der Restrukturierung auf dem richtigen Weg. Die überarbeiteten Kollektionen kommen gut an, der Strumpfkonzern setzt verstärkt auf innovative Materialien. Dazu passt, dass das Forschungs- und Entwicklungsteam gerade an einer vollständig abfallfreien Wäscheserie arbeitet.
Die Aktie reagierte gestern unbeeindruckt. Während sie zu Mittag an der Wiener Börse 2,81 Prozent verlor, schloss sie am Abend mit einem Plus von 1,19 Prozent.
Wolford Gruppe
Mai 2015 bis Jänner 2016 (Q1-Q3)
» Umsatz: 128,7 Millionen Euro
(+6 %)
» EBIT: 2,16 Millionen Euro (-70 %)
» Ergebnis nach Steuern: 700.000 Euro (-84 %)
» Investitionen: 5,24 Millionen Euro
» free cashflow: 1,1 Millionen Euro (+39 %)
» Bilanzsumme: 145,9 Millionen Euro (-3 %)
» Mitarbeiter: 1574 (+7 FTE)
» Eigenkapitalquote: 52 % (Vorjahr: 53 %)
» Ergebnis je Aktie: 0,14 Euro