“Habe viele kommen und wieder gehen gesehen”

Dornbirn. 1986 begann die Erfolgsgeschichte von Burgl’s Reformkost. Sabine Lampert führt die Geschäfte nun in zweiter Generation und spricht im Interview über aktuelle Trends, Zukunftspläne und die Konkurrenz im Lebensmittelbereich.
Was ist so besonders an Ihrer Suppe, dass Sie seit 30 Jahren kontinuierlich Kunden gewinnen konnten?
Lampert: Sie hat seit 30 Jahren immer den gleichen Geschmack. Wir haben an der Rezeptur nichts verändert. Das Alleinstellungsmerkmal ist gesunde Ernährung, die schmeckt. Das bekommt man zwar woanders auch, aber dort werden die Rezepturen wieder geändert oder die Produkte verschwinden vom Markt, wenn es nicht läuft. Daran sieht man, Altbewährtes hält sich.
Dabei war Ihre Mutter Milburga Schiffelhuber eigentlich eine Pionierin. Denn als sie damit anfing, gab es noch gar keinen veganen Trend.
Lampert: Damals ist es auf den Geschmack angekommen. Wobei es vielfach hieß, eine Suppe ohne Fettauge ist keine richtige Suppe. Es ist toll zu sehen, dass wir schon vor 30 Jahren das Richtige gemacht haben, obwohl es damals noch gar keine vegane oder vegetarische Bewegung gab. Heute sind wir mittendrin und machen einfach weiter.
Dann gibt es auch den typischen Burgl’s-Kunden gar nicht?
Lampert: Natürlich werden es immer mehr, die nur auf die Gesundheit schauen. Der klassische Kunde geht aber immer noch nach dem Geschmack. Unsere Gewürzmischungen werden also nicht nur für Gemüse, sondern genauso für den Schweinebraten verwendet. Der Kundenkreis ist sehr breit, vom Studenten bis zur Hausfrau oder eben dem Total-Veganer.
Ihr Geschäft wurde auf der Kräutersuppe aufgebaut, inzwischen ist Ihr Sortiment ordentlich angewachsen. Was passt zu Burgl’s? Worauf achten Sie, wenn Sie neue Produkte ins Programm nehmen?
Lampert: Ganz wichtig ist für uns, dass keine Chemie dabei ist. Da wir immer auf der vegetarischen Schiene unterwegs waren, passt beispielsweise kein Speck zu uns. Die Verpackung muss recycelbar sein, das Füllmaterial der Pakete ist aus Maisstärke. Und die Produkte werden regional hergestellt. Direkt regional funktioniert bei unseren Mengen leider nicht. So produzieren wir die Würzmischungen selber, alles andere wird im benachbarten Allgäu hergestellt.
Sie arbeiten in einem Segment mit einer starken Konkurrenzsituation. Wie behaupten Sie sich gegen die große Konkurrenz im Lebensmittelbereich?
Lampert: Die Konkurrenz ist groß. In 30 Jahren habe ich aber auch viele kommen und wieder gehen gesehen. Ein großer Konzern hat vor zwei Jahren ebenfalls Suppenpulver in der Dose auf den Markt gebracht. Das Produkt gibt es heute aber nicht mehr. Denn der Aufwand ist extrem hoch. Es heißt zwar oft, der Schnelle frisst den Langsamen. Aber bei uns hat es geholfen, dass wir einen Schritt nach dem anderen gewachsen sind. Ansonsten wären wir nicht seit 30 Jahren am Markt.
Ihr Vertriebsweg waren lange Zeit nur Messen und Märkte, heute wird der Großteil über den Versand abgewickelt. Wieso findet man Ihre Produkte kaum im Lebensmitteleinzelhandel?
Lampert: Wir sind in ganz wenigen Lebensmittelgeschäften, allerdings nur mit den kleinsten Verpackungsgrößen. Im Handel gibt es Gebühren für Listung und Regalbetreuung, einen vorgeschriebenen Preis, und wenn der Umsatz nicht passt, ist man von heute auf morgen weg. Wir bleiben also bei unseren drei Schienen Versand, Messen und eigener Shop. 49 Prozent des Umsatzes lukrieren wir mittlerweile über das Internet. Bei den Messen haben wir direkten Kontakt zu den Kunden, und man kann alles verköstigen. Das ist auch ein Vorteil. Und wir leben viel von der Mundpropaganda.
Sie haben gerade viel Geld investiert und ein neues Firmengebäude errichtet. Sie rechnen also auch künftig mit Wachstum. Welche Pläne haben Sie?
Lampert: Natürlich hoffen wir auf Wachstum. Der Shop hat am neuen Standort an Umsatz zugelegt, das freut mich sehr. Beim Versand verschicken wir die Produkte derzeit nur in Österreich. Bald aber auch europaweit, weil wir viele Anfragen aus Frankreich, Italien und den Niederlanden haben. Das nächste Produkt wird eine zuckerfreie Suppe.
Das Unternehmen ist ein richtiger Familienbetrieb. Von Ihren Eltern übernommen, ist auch Ihre Tochter mit an Bord. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie darin?
Lampert: Als meine Mama noch aktiv war, gab es durchaus Meinungsverschiedenheiten. Mit meinem Vater habe ich beispielsweise lange darum gekämpft, überhaupt Internet zu installieren. Letztlich haben sich der Streit und meine Hartnäckigkeit gelohnt. Natürlich hat es auch viele Vorteile. Als meine Kinder klein waren, sind meine Eltern oft für mich eingesprungen.
Zunächst war es eine Übergangslösung. Mein Papa sagte aber: ,Du machst das gut, du gehst nicht mehr.‘




Kennzahlen
» Gegründet: 1986
» Geschäftsführung:
Sabine Lampert
» Gesellschafter: Janette Lampert (Tochter von Sabine Lampert, Enkelin der Firmengründerin Milburga Schifflhuber)
» Mitarbeiter: 10
» Umsatz 2015: 1,6 Mill. Euro
» Investition (Gebäude):
1,5 Mill. Euro
» Kunden: 300.000, davon 160.000 regelmäßige Besteller
» Versand: tägl. 180 bis 300 Pakete
Zur Person
Sabine Lampert
Geschäftsführerin Schiffelhuber GmbH (Burgl’s Reformkost)
Geboren: 24.10.1962
Ausbildung: Nach der Pflichtschule Ausbildung zur Hotel- und Gaststättenassistentin
Laufbahn: Pächterin verschiedener Lokale in Koblach und Klaus, 1998 Einstieg ins Familienunternehmen, berufsbegleitendes Studium Marketing und Management, seit 2004 Geschäftsführerin der Schiffelhuber GmbH (100 Prozent Eigentümerin ist Tochter Janette Lampert)
Familie: ein Sohn, eine Tochter, drei Enkelkinder