Der Boden und seine Besitzer
Vorarlberg ist ein kleines Land, wenn man die österreichische Fläche des Bodensees abzieht, sind es 2596 Quadratkilometer, die zur Verfügung stehen – oder auch nicht. Denn ein großer Teil des Landes ist auch beim besten Willen nicht nutzbar, Berge stehen dem entgegen, Flüsse und Wälder.
Klar, dass die Restflächen vor allem in den großen Talschaften Rheintal und Walgau begehrt sind. Die Wirtschaft braucht ausgewiesene Betriebsflächen, wenn sie weiterhin im Land bleiben soll und will. Die Landwirtschaft ebenfalls, denn schließlich hängt die Rentabilität der bäuerlichen Betriebe auch von der Größe der nutzbaren Flächen ab. Deshalb trommelt die Landwirtschaftskammer seit vergangenem Jahr für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen und weist mit dem Zeigefinger auf jene, die diese Flächen den Bauern wegnehmen.
Unternehmen, öffentliche Hand und die dazugehörenden willfährigen Politiker sind die Wiesenvernichter, glaubt man den in Rhetorik bestens geschulten Landwirtschaftsfunktionären, und natürlich sind bei dieser Sicht der Dinge Firmen und Häuslebauer die Nutznießer von Umwidmungen. Doch was wird eigentlich umgewidmet, wenn umgewidmet wird? Wohl zum großen Teil landwirtschaftlicher Grund, oder nicht?
Wie muss man sich das nun vorstellen? Werden die Landwirte mit der Pistole auf der Brust gezwungen, täglich zwei Fußballplätze herauszurücken? Gibt es keine Gegenwehr der so Bedrängten? Haben Landwirte keine Möglichkeiten zum Einspruch, wenn ihnen Grund weggenommen wird?
Oder ist es nicht doch so, dass eine Umwidmung Grundstücke im Wert massiv erhöht? Natürlich gibt es Gremien und Ausschüsse im Land, die jede einzelne Umwidmung genau unter die Lupe nehmen, die über Sinn und Zweck lange diskutieren und die entsprechend besetzt sind. Besonders stark vertreten, wen wundert es, sind jene, die das rare Gut Boden besitzen – die Bauern. Wenn sie nicht wollen, wird nicht umgewidmet, wenn sie nicht verkaufen wollen, bleibt der wertvolle Boden landwirtschaftlicher Grund.
Recht haben die Bauern, wenn sie darauf hinweisen, dass die Flächen knapp werden. Und dass es Möglichkeiten braucht, die verbliebenen Flächen ökonomisch zu nutzen, stimmt auch. Ein Mittel: Die Erhöhung der Baunutzungszahlen. Doch davon müssen nicht die Landwirte überzeugt werden, sondern viele Bürgermeister.
Werden die Landwirte gezwungen, täglich zwei Fußballplätze herauszurücken?
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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