“Keine langweiligen Tagesordnungen”

Österreichische Unternehmen, die in Frankreich Fuß fassen wollen, müssen am Ball bleiben.
Paris. (VN) Gerade in Frankreich empfiehlt es sich, dauerhafte menschliche Beziehungen als Grundlage für das Geschäft aufzubauen. Die Frage nach Gemeinsamkeiten, wie Hobbys, Kultur, Geschichte, Reisen steht daher gleich am Beginn eines Gesprächs. Kurz: Mit Franzosen gilt es zuerst eine emotionale Akzeptanz aufzubauen, bevor Sachthemen produktiv angesprochen werden können. Diesen und mehr Tipps gibt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Dr. Herbert Preclik im Interview.
Wofür steht Frankreich?
Frankreich ist ein großer Markt mit 65 Mill. Einwohnern, man darf und soll auch die Größe des Marktes nicht unterschätzen. Und dieser Markt liegt vor der Haustüre. Die Grande Nation ist hochindustrialisiert, auch wenn der Industrieanteil niedriger ist als in Österreich. Der Bereich Industrie 4.0 und die Modernisierung des Maschinenparks sind daher breite Geschäftsfelder. Frankreich ist aber auch für die Dienstleistungsbranche, im Speziellen im nahen Ostfrankreich sehr interessant. Immerhin sind die Exporte in diesem Bereich 2015 um 1,88 Prozent auf 1190 Millionen Euro gestiegen.
Was empfehlen Sie Unternehmen, die in Frankreich starten möchten?
Franzosen lieben den direkten Kontakt, innovative Produkte und Design, keine strengen und langweiligen Tagesordnungen bei Meetings. Dranbleiben lautet das Motto, denn man muss des Öfteren nachfassen, um in Frankreich ins Geschäft zu kommen. Eine einzige Mail allein öffnet auch dem besten und innovativsten Produkt keine Türen, und eine einmalige Messebeteiligung ist auch noch zu wenig, um Aufträge zu lukrieren. Wer hier Fuß fassen will, muss am Ball bleiben und wiederkommen. Kenntnisse der Mentalitätsunterschiede sind nützlich, französischsprachige Mitarbeiter sind ein absolutes Plus. Ebenfalls wichtig und nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang auch der französische Hang zum Zentralismus und zur Hierarchie. 20 Prozent der Bevölkerung leben im Großraum Paris, der mehr als ein Fünftel des französischen BIP produziert. Entscheidungen in einer Firma müssen immer von ganz oben abgesegnet werden. Außerdem lieben Franzosen den persönlichen Kontakt. Ein lockeres Gespräch zum Kennenlernen schafft oft die Basis für ein späteres Geschäft.
Was schätzen die Franzosen an der Zusammenarbeit mit Vorarlberger Unternehmen und deren Produkten?
Wie in vielen Ländern schätzt man auch in Frankreich die Qualität der Vorarlberger Produkte und die Innovationsfreudigkeit der Vorarlberger Unternehmen. Außerdem ist das Ländle für seine Zuverlässigkeit im Business bekannt, sowohl was die Einhaltung von Lieferterminen betrifft als auch die Anpassungsfähigkeit an geänderte Herausforderungen.
Am 2. Juni 2016 veranstalten die Außenwirtschaftscenter München, Stuttgart und Zürich in Kooperation einen internationalen Networkingevent auf dem Bodensee. Näheres dazu unter muenchen@wko.at
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.