„Ein bisschen Z täte allen gut“

Professor Christian Scholz zeigte Walgauer Betrieben auf, wie die Generation Z tickt.
Nüziders. (cro) Die Handwerksbetriebe im Land suchen händeringend nach Lehrlingen, auch die 65 Mitgliedsbetriebe der Interessensgemeinschaft „Wirtschaft im Walgau“. Doch wie können die jungen Berufsanwärter erreicht werden? Und wie kann man ihnen eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb schmackhaft machen? Antworten auf diese Fragen erhofften sich die Unternehmer von Christian Scholz.
„Die ticken anders“
Der Professor an der Universität Saarbrücken und Experte für Personalmanagement hat als erster die Merkmale der „Z’ler“ genauer beschrieben und die Unterschiede zur Generation Y herausgearbeitet. Er sorgte bei seinem Vortrag vor den Walgauer Unternehmern und Personalern beim Installateur Wagner GmbH in Nüziders für so manches Aufstöhnen in der Runde. Denn schnell wurde klar: Die 15- bis 25-Jährigen ticken anders. Ja, man könnte fast sagen, ganz anders, als man erwarten würde. Kurz zusammengefasst: Sie machen sich die Berufswelt, wie sie ihnen gefällt.
Die Konsequenz daraus: „Wenn ihnen eine Kleinigkeit nicht passt, sind sie weg“, sagt Scholz und betont, dass man sich bewusst sein sollte, dass die „Z’ler“ die Generation mit der geringsten Loyalität sind. Unbedachte Bemerkungen aus dem Selbstverständnis heraus, lassen sie bereits in Höchstgeschwindigkeit Reißaus nehmen. „Gleitende Arbeitszeit“, nennt der Professor ein Beispiel und hält auch nicht hinterm Zaum, dass die Diskussion über die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, wie er es ausdrückt, „Humbug“ ist.
Klare Strukturen
„Die derzeitigen Berufsanwärter streben vielmehr nach klaren Strukturen“, weiß der Experte: „Dazu zählen feste Arbeitszeiten, fester Arbeitsplatz und die Sicherstellung, wann der geregelte Feierabend beginnt.“ Außerdem stünde die ständige Erreichbarkeit einem erfüllten Privatleben im Wege, wodurch eine klare Abgrenzung von großer Bedeutung sei.
Nicht um jeden Preis
Auch mit Begriffen wie Wettbewerbsdenken, Karriereleiter und Erfolgserlebnis kann die Generation Z nichts anfangen. Scholz rät daher den Unternehmern stattdessen Wert darauf zu legen, was am meisten Spaß macht und dass sich die jungen Beschäftigten wohlfühlen. „Allerdings“, versichert Scholz, „die Z’ler sind nicht faul, sondern durchaus leistungsbereit, aber eben nicht um jeden Preis.“
Sie erwarten zudem konstruktives Feedback von den Vorgesetzten. Sie gehen davon aus, dass sich der Chef um sie kümmert – und nicht umgekehrt.
Fixgehalt punktet
Natürlich stand auch die Frage im Raum, ob man die 15- bis 25-Jährigen wenigstens mit flexiblen Gehältern locken kann. Aber auch hier würden die Personaler auf Granit beißen, verkündet Scholz. „Vielmehr wäre ein klar definiertes Gehalt das Lockmittel für sie“, so der Universitätsprofessor. Klar, dass die Babyboomer, Generation X und auch noch einige aus der Generation Y, die den Vortrag besuchten, ganz schön tief Luft holen mussten. „Doch wer sich auf sie eingestellt hat, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil“, ist der aus Oberösterreich stammende Akademiker überzeugt. „Auch wenn man ihnen in einigen Dingen klarmachen sollte, dass das berufliche Leben kein Ponyhof ist.“
Doch mal ehrlich: Ein bisschen Z täte allen gut. Scholz sieht es positiv und ist überzeugt: „Unternehmen könnten eine Menge von der Generation Z lernen: einen ruhigeren Zugang zu Arbeit, eine erstarkende Bedeutung von echten Freunden und Familie und das Ernstnehmen von Gesundheit.“ Also herzlich willkommen bei den Z´lern, denn davon können auch die anderen Generationen profitieren.
Wer sich rasch auf die Generation Z einstellt, hat einen ganz klaren Wettbewerbsvorteil.
Prof. Christian Scholz
