Zeit für eine Schlankheitskur

Vorarlbergs Industrie fordert Reformen, um das hohe Niveau halten zu können.
Lustenau Ja, der Industrie im Land geht es derzeit gut, wenngleich die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage im dritten Quartal einen leichten Dämpfer erfuhr. Sowohl der aktuelle Auftragsbestand als auch die Auslandsaufträge werden in den Industriebetrieben geringfügig schlechter als noch im zweiten Quartal beurteilt. Die derzeitige Ertragssituation wird von 90 Prozent der Unternehmen als „gut“ oder „durchschnittlich“ gesehen. Insgesamt also ein leichter Rückgang, aber auf hohem Niveau, so lässt sich das Ergebnis der traditionellen Umfrage von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer unter 41 Unternehmen mit 22.700 Beschäftigten zusammenfassen.
Auch in den verschiedenen Branchen ist die Tendenz insgesamt positiv, wenn auch mit Ausreißern nach oben und unten. Den Positivtrend im Land gibt nach wie vor die Maschinen- und Metallindustrie vor. Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie spricht von guten Auslandsaufträgen. Die Textilindustrie zeichnet ein deutlich positiveres Bild als noch im zweiten Quartal. Etwas zurückhaltender ist die Einschätzung indes in der Elektro- und Elektronikindustrie. Hier herrscht ein starker Druck auf die Verkaufspreise. Zudem fällt bei der Analyse der österreichweiten Industriekonjunkturumfrage auf, dass die anderen Bundesländer zunehmend aufholen. Beim Geschäftsklimaindex liegt Vorarlberg sogar knapp unter dem Österreichschnitt.
„Die Unsicherheiten auf einzelnen internationalen Märkten werden nach wie vor hervorragend ausgeglichen“, sagt Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg. Aber auch wenn es heute gut laufe, müssen dennoch große Anstrengungen unternommen werden, um dieses Niveau überhaupt halten zu können.
Hoffnung auf Regierung
Die große Hoffnung liegt nun deshalb auf der neuen Bundesregierung. Vor allem darin, dass eine ÖVP-FPÖ Regierung die im Wahlkampf versprochenen Veränderungen auch tatsächlich umsetzt. „Diese beiden Parteien verbindet laut ihren Programmen und Aussagen eine Senkung der Steuer- und Abgabenquote, ein flexibleres Arbeitsrecht, der Abbau der Staatsschulden und das Bekenntnis zu einem schlanken Staat mit weniger Bürokratie“, so der IV-Geschäftsführer. Verbesserte und veränderte sozial- und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wären jene Impulse, die benötigt werden, damit die gute Entwicklung auch nachhaltig ist. Vor allem gehe es nun darum, überfällige Reformen endlich anzupacken. „Es gibt mit einer neuen Regierung jetzt ein einmaliges Zeitfenster, wo eine tatsächliche Schlankheitskur bei den öffentlichen Systemen durchgeführt werden kann.“
Auch Gemeinden gefragt
Aber auch die Bundesländer und die Gemeinden sind gefordert, so Mathias Burtscher. „Sie sollten kompromissbereit sein, wenn es um die Neuordnung von Kompetenzen in diesem Land geht. Machtpolitische Überlegungen sollten weniger Vorrang vor sachpolitischen Argumenten haben.“ VN-reh
„Auch die Bundesländer und die Gemeinden sollten kompromissbereit sein.“