Die brillantesten Ideen haben einen Gegner

Schoellerbank setzt auf Qualitätsaktien und warnt vor Hypes.
Schwarzach Wenn es an den Börsen rund läuft wie bereits seit längerer Zeit, bricht das große Warten an. Warten auf eine Korrektur. „Wenn in einer Marktphase viel Euphorie herrscht und die Stimmungsindikatoren positiv sind, bereitet das vielen Sorgen“, erklärt Christian Fegg, Vorstandsdirektor der Schoellerbank Invest. Die Wahrscheinlichkeit für Korrekturen nehme zwar zu, allerdings sei das nur ein kurzfristiger Aspekt. Denn die langfristigen Tendenzen bleiben intakt und somit Qualitätsaktien weiterhin attraktiv. Eine zitternde Hand nütze dabei niemandem. „Wenn bei Anlegern die Angst in den Vordergrund tritt, trifft man oft schlechte Entscheidungen“, ist Robert Karas, Leiter des Asset Managements bei der Schoellerbank, überzeugt, und beobachtet derzeit ein Phänomen.
Die Tatsache, dass Geld derzeit nichts kostet und auch nichts bringt, bringe viele auf komische Ideen. So kaufe mancher, der zuvor nichts mit Aktien zu tun hatte, nicht nur oft am Höchststand, sondern dann auch noch in Bereichen, die derzeit „heiß“ sind. Kryptowährungen beispielsweise. Dabei sei das ein Thema, über das man zu wenig wisse. „Wir warnen davor, darin zu investieren“, sagt Karas.
Vielmehr sollte man gute Unternehmen suchen. Das sind für die Schoellerbank-Experten Firmen, die langfristig Wettbewerbsvorteile aufweisen sowie eine solide Bilanz und ein fähiges Management haben. Rückschläge hin oder her. Und auch unabhängig von Währungen oder Wirtschaftsräumen. „Rückschläge können immer passieren. Heuer beispielsweise hatten internationale Anleger aufgrund der Eurostärke eher das Nachsehen. Aber es ist normal, dass Währungen schwanken.“ Vielmehr würden Rückschläge die Chance bieten, zu günstigeren Kursen wieder nachzukaufen. Zu einem gänzlichen Ausstieg sei hingegen niemandem geraten.
Preis für Hoffnung
Für Christian Fegg spielen auch Themen wie Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle. „Bereits 2016 hat eine Künstliche-Intelligenz-Software einen Go-Meisterspieler geschlagen. Dabei ist das Spiel hochkomplex, es gibt mehr Varianten als beim Schach. Es kann also schnell gehen.“ Das wiederum biete große Möglichkeiten für Firmen wie Alphabet oder Amazon. Damit sei Künstliche Intelligenz ein Thema, das man als Anleger gut im Auge behalten sollte. Aber die Frage sei immer: „Was ist der Preis, den ich für die Hoffnung zahle?“ Denn letztlich wisse niemand, wohin die Entwicklungen gehen und wer der Verlierer ist. Beispiel Automobilbereich: Können die alteingesessenen Hersteller mit den neuen Entwicklungen mithalten oder sollte man lieber in Hersteller von Starkstromkabel oder in Batterieproduzenten investieren? Gewisse Hypes bleiben also aus Anlegersicht schwer abschätzbar. Letztlich, so sind Fegg und Karas überzeugt, müsse man an der Börse also nicht die brillantesten Ideen haben oder etwas Geniales machen, sondern einfach nur große Fehler vermeiden.