Zumtobel: Eine Petition mit Sprengkraft

Führungskräfte bei Zumtobel fordern die „Freiheit zu handeln“.
Dornbirn Üblich ist das nicht in der Wirtschaft. Ganz im Gegenteil. Was in der Zumtobel Group derzeit für heiße Diskussionen sorgt, ist ein Brief an den Aufsichtsrat, der von rund 20 Führungskräften unterzeichnet wurde und eigentlich ganz harmlos daherkommt. In der in englischer Sprache verfassten Petition machen die Manager Verbesserungsvorschläge, um die Geschäftstrategie des Leuchtenherstellers umzusetzen. Besonders ein Punkt macht das Schreiben brisant und deutet darauf hin, dass ein heftiger Diskurs über die künftige Ausrichtung und vor allem über die Machtverhältnisse in der Firma im Gange ist: Es geht um die Organisation, um Dienstwege und Berichtslinien – und um Corporate- Governence-Regeln, also darum, wie man korrekt wirtschaftet. Die Manager der zweiten Ebene – unter den Briefschreibern befindet sich kein Vorstand der Zumtobel Group AG – fordern die Freiheit des Handels. Ohne Namen zu nennen, wer sie daran hindert.
„Kein Kommentar“
Im Konzern deutet man dies als Aufforderung an den Aufsichtsratsvorsitzenden Jürg Zumtobel und die Gründerfamilie, sich aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten. Zumtobel war, bevor er 2003 Chef des Aufsichtsgremiums wurde, Vorstandschef des Unternehmens. Im Aufsichtsrat sitzt außerdem sein Bruder Fritz. Jürg Zumtobel, von den VN zu dem Brief befragt, will vorderhand gar nichts dazu sagen. Er kommentiere das nicht, so der Industriepionier. Und sagt dann doch, dass ein Diskurs zwischen Aufsichtsrat, Vorstand und Management ein normaler und wichtiger Bestandteil für die Strategiefindung in jedem Unternehmen sei. Ähnlich wortkarg gibt sich der Vorstand. Konzernsprecherin Simone Deitmer im Namen des Vorstandes: „Wir erachten das Thema als eine interne Angelegenheit, die wir nicht außerhalb des Unternehmens kommentieren möchten.“
Das Schreiben kommt für den Konzern in einer sensiblen Zeit. Seit 2013 strukturiert CEO Ulrich Schumacher das Unternehmen um, es soll in einem völlig neuen Branchenumfeld fit für die Zukunft gemacht werden. Interne Kämpfe seien dabei nicht wirklich dienlich. Auch wenn man sich nach außen verschlossen gibt: Am Freitag findet die nächste Aufsichtsratssitzung statt, und man kann sicher sein, dass der Brief dort für heftige Diskussionen sorgen wird.
„Ein Diskurs zwischen Vorstand und Aufsichtsrat ist ganz normal für die Strategiefindung. “