Die Stimme aus der Szene

Start-up-Unternehmer gründen „Startupland Vorarlberg“.
Schwarzach Start-up-Gründer werden oft als wahre Exoten wahrgenommen. Vielleicht liegt das daran, dass sich diese meist jungen, dynamischen Menschen mit innovativen Produkten, Dienstleistungen, Geschäftsmodellen und Technologien beschäftigen oder dass Gründer zu sein, in der öffentlichen Wahnehmung für viele noch kein gleichberechtigter Lebensweg zu anderen Berufen darstellt? Oder vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es speziell in Vorarlberg noch sehr wenige Start-ups gibt.
Das soll sich nun ändern. Gestern Abend im Conrad Sohm erfolgte der Startschuss. Vorarlberger Start-up-Unternehmen gründen auf Initiative der Wirtschaftskammer „Startupland Vorarlberg“. Das Ziel: Gemeinsam mit wachstumsorientierten Gründern eine Start-up-Kultur zu etablieren und Start-ups eine Lobby zu geben.
Diese starke Stimme brauchen die rund 50 Start-ups in Vorarlberg, sind die Mitinitiatoren Peter Flatscher (Gründerservice der Wirtschaftskammer) und Startupgründer Thomas Gabriel (Molindo) überzeugt. Eine lebendige Szene fehle jedenfalls, es gebe zu wenige Player. Dabei werde der Begriff Start-up reichlich inflationär verwendet.
Start-ups haben jedenfalls spezielle Bedürfnisse und Anliegen, sagt Gabriel. Schwarz auf weiß belegt er das durch das erste Start-up-Barometer. Die Untersuchung, bei der Gründer, Interessierte, Start-up-Mitarbeiter und Investoren befragt wurden, ist ein Stimmungsbild der Szene und zeigt genauso Potenzial wie Handlungsbedarf. Bei der Gesamtbeurteilung, also der Wahrnehmung als Gründungsstandort, wurde Vorarlberg auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis sieben (sehr gut) mit durchschnittlich 4,15 bewertet. Die Vorteile, in Vorarlberg zu gründen, sehen die Befragten im starken Wirtschaftsstandort, der zentralen Lage, der hohen Lebensqualität sowie den gut vernetzten Playern im Land. Aber genauso gibt es aus ihrer Sicht Nachteile. So gebe es beispielsweise zu wenig Fachkräfte und zu wenig an unternehmerischer Mentalität im Land. Ein weiteres Problem sei die Finanzierungssituation. Hier fehle vor allem der Zugang zu Risikokapital und Förderungen sowie zu einem Investorennetzwerk. „Geld wäre in Vorarlberg genügend vorhanden, es wird aktuell nur anders investiert“, sagt Thomas Gabriel, der mit seinem Start-up Onlineportale für mehr als zehn Millionen Menschen im Monat entwickelt und vermarktet.
Lobby und Stimme
Zunächst gelte es aber, eine positive Stimmung zu entfachen, darum, zu zeigen, welche Vorteile Vorarlberg als Gründerstandort hat; darum, ein Netzwerk aufzubauen für Firmen, die gerade in der Gründungsphase stecken oder sich bereits im Wachstum befinden. „Für sie wollen wir Lobby und Stimme sein“, sagt Peter Flatscher. „Startupland“ sei eine Riesenchance aus der Szene heraus und mit operativer Unterstützung eine Start-up-Kultur im Land zu etablieren. Und irgendwann, so die Vision, soll Vorarlberg genauso Start-up-Land sein, wie man heute bereits Industrie- und Tourismusland ist. Denn, so sind Gabriel und Flatscher überzeugt, Start-ups können viel zur technologischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region beitragen.
Was für Thomas Gabriel das Start-up-Unternehmertum ausmacht? „Es ist eine spannende Achterbahnfahrt.“
