EPU-Boom flaut leicht ab

Zahl der EPU steigt weiter, doch Anteil an der Gesamtwirtschaft ist zurückgegangen.
Feldkirch 12.131 Unternehmen in Vorarlberg waren im Jahr 2017 Ein-Personen-Unternehmen (EPU), also Unternehmen, die nur aus der Person des Gewerbeinhabers bestehen und keine Mitarbeiter beschäftigen. Auch wenn der Anteil an Ein-Personen-Unternehmen in absoluten Zahlen gegenüber 2016 leicht zugenommen hat, nämlich um 65 Personen, ist die Relation von EPU zu Arbeitgeberbetrieben in Vorarlberg mit 55,4 Prozent 2017 (gegenüber 56 Prozent 2016) erstmals seit mehr als 15 Jahren rückläufig.
Selbstverwirklichung
Ob sich aus dieser doch relativ geringfügigen Abnahme ein Trend in Bezug auf die Unternehmensform Ein-Personen-Unternehmen ablesen lässt oder sich der EPU-Anteil auf dieser Höhe einpendeln wird, bezweifelt die EPU-Sprecherin der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Susanne Rauch-Zehetner. Arbeitsmarktexperten sehen indes in dem leichten Rückgang die Reaktion auf den derzeit sehr guten Arbeitsmarkt, der jene, die Unternehmer wurden, weil sie keine Arbeit gefunden haben, jetzt davon abhält, selbstständig zu werden. Einen Betrieb als EPU zu führen, entspricht Rauch-Zehenters Meinung nach dem Wunsch der heutigen Zeit zur Selbstverwirklichung und Individualisierung. „Kleinstbetriebe haben den Vorteil, dass sie Marktnischen besetzen und flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren können. Gleichzeitig schätzen es die Kleinstunternehmer, ihr eigener Chef zu sein und eigenverantwortlich zu arbeiten.“
Trotz der bewussten Entscheidung ein Unternehmen zu führen, sehen sich Ein-Personen-Unternehmen im Falle einer Krankheit schnell in ihrer Existenz bedroht. „Denn fällt ein Ein-Personen-Unternehmer aus, dann steht der Betrieb“, betont Rauch-Zehetner. In diesem Bereich konnte die Interessenvertreung entscheidende Verbesserungen für Kleinunternehmen erreichen. So erhalten etwa Selbstständige ab 1. Juli 2018 Krankengeld bei einem Krankenstand, der länger als sechs Wochen dauert, bereits rückwirkend ab dem vierten Tag vergütet, statt wie bisher erst ab dem 43. Tag, berichtet die EPU-Sprecherin und sieht noch weiteres Verbesserungspotenzial. So möchte sie auch die Höhe des Krankengeldes für Selbstständige diskutieren.
Steuerliche Begünstigung
„Weniger Bürokratie und mehr Freiraum für eigenverantwortliches Arbeiten würde Ein-Personen-Unternehmen, genauso wie KMU, das Wirtschaften entscheidend erleichtern“, sagt Rauch-Zehetner und skizziert konkrete Beispiele, die Ein-Personen-Unternehmen positiv entlasten würden: Etwa eine pauschale steuerliche Begünstigung von Arbeitsplätzen im eigenen Wohnungsverband, eine Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten oder die Beseitigung der Vorsteuerabzugsbeschränkungen bei Pkw und Kombis.
„Kleinstbetriebe haben den Vorteil, dass sie Marktnischen besetzen können.“

EPU in Zahlen
54,3 Prozent der derzeit angemeldeten 12.131 EPU sind Mitglieder der WKV-Sparte Gewerbe und Handwerk.
54,4 Prozent beträgt der Anteil der Frauen an den Ein-Personen-Unternehmen im Land.
94 Prozent aller EPU werden in der Rechtsform eines Einzelunternehmens geführt. Sechs Prozent sind Ein-Personen-GmbHs.